Wusstest du, dass sich die Beliebtheit von Klettern und Bouldern innerhalb von 30 Jahren um ganze 1.328 % erhöht hat?[1] Während der Deutsche Alpenverein 1990 von schätzungsweise 70.000 aktiven Kletterern ausging, waren es 2023 mehr als eine Million. Klettern ist ein anspruchsvoller Sport, der viel Übung benötigt und nicht ganz ungefährlich ist. Als passionierter Kletterer erkläre ich dir heute, was du als Anfänger wissen musst und worauf es bei Sicherheit und Ausrüstung ankommt.
Eigentlich verbringe ich meine Wochenenden, seit ich denken kann, überwiegend in Handballhallen. Aber immer, wenn ich mal eine Pause von der meist stickigen Hallenluft brauche, zieht es mich in die Berge. Neben Wandern ist auch das Klettern eine meiner großen Leidenschaften. Um dieser auch im Winter nachgehen zu können, habe ich letztes Jahr zum ersten Mal einen Ausflug in die Boulderhalle gemacht. Auch wenn ich mich in Hallen fast wie zu Hause fühle, konnte mich die Alternative zum Outdoor-Klettersteig nicht so recht überzeugen.
Bouldern oder Klettern – wo liegt der Unterschied?
Ich dachte früher immer, dass Klettern und Bouldern im Prinzip das Gleiche sind und nur der Ort der Aktivität – In- oder Outdoor – ein anderer ist. Doch wie ich bei meinen Recherchen nach einer Boulderhalle in meiner Nähe festgestellt habe, gibt es tatsächlich einen Unterschied in der Definition:
Das klassische Klettern findet immer mit einer Absicherung durch einen Hüftgurt und einen Partner statt – egal ob in der Halle oder der Natur. Bouldern hingegen ist Klettern ohne Sicherung durch ein Seil in sogenannter Absprunghöhe.“
Wofür du dich entscheidest, ist Typfrage
Mir hat beim Bouldern in der Halle vor allem die Natur gefehlt. Aber Klettern ist auch nicht für jeden geeignet. Bei beiden Sportarten solltest du auf jeden Fall schwindelfrei sein.
Um herauszufinden, ob du der Kletter- oder Boulder-Typ bist, können dir folgende Fragen weiterhelfen:
Worauf legst du Wert?
- Kraft oder Ausdauer? Da beide Sportarten sehr anstrengend sind, solltest du sportliche Vorerfahrung mitbringen. Während du beim Bouldern mehr Kraft benötigst, kommt es beim Klettern besonders auf die Ausdauer an.
- Dynamisch oder mit Pausen? Da Sportler beim Bouldern kürzere Strecken zurücklegen, ist dabei Dynamik gefordert. Beim Klettern kannst du durch die Absicherung kurze Pausen zum Durchatmen einlegen.
- Alleine oder im Team? Möchtest du dich alleine auspowern und dich ganz auf dich selbst konzentrieren können? Dann ist Bouldern das Richtige für dich. Wer gerne im Team sportelt, ist beim Klettern mit einem Partner besser aufgehoben.
- Wie hoch hinaus soll es gehen? Beim Bouldern kannst du oft bis zu einer Maximalhöhe von 4 Metern „aufsteigen“. Klettern in Hallen ist meist bis 25 Meter möglich – und am Berg natürlich unbegrenzt.
- Gleich loslegen oder erst üben? Ein Klettersteig ist nichts für Anfänger und benötigt eine gewisse Einarbeitung. Beim Bouldern kannst du dagegen nach einer kurzen Einführung direkt loskraxeln.
Klettern im Gebirge: Wie gefährlich ist es wirklich?
Viele Menschen glauben, dass Klettern eine ganz besonders risikoreiche Sportart ist. Das liegt vor allem daran, dass in den Medien meist nur von besonders tragischen Unfällen zu lesen ist. Häufig handelt es sich dabei allerdings um besonders spektakuläre Aufstiege und das hat mit dem „normalen“ Klettern nichts zu tun. Denn das ist gar nicht so gefährlich, wie es scheint. Dennoch lauern natürlich am Klettersteig deutlich mehr Gefahren als in einer Halle.
Diese Risiken erwarten dich beim Outdoor-Klettern
- Sturz in die Sicherung
- Prallen an die Bergfront
- Widrige Wetterbedingungen
- Lawinen
- Stein- und Eisschlag
- Überschätzung der eigenen Kräfte
Deshalb mein Tipp: Beim Kletterausflug ins Ausland solltest du an die richtige Absicherung denken. Die ERGO Reiseversicherung übernimmt z. B. die Kosten für medizinisch notwendige Behandlungen oder zahlt und organisiert einen medizinisch sinnvollen Rücktransport in die Heimat.
Das Risiko klettert immer mit
Beim Klettern in der Halle ist es zwar warm und trocken, dennoch besteht auch dort das Risiko für Unfälle und Verletzungen. Meist enden die Kletterfehltritte in der Halle zum Glück glimpflich.
Vor allem Sicherungsfehler und Missverständnisse in der Kommunikation mit dem Partner sind häufige Gefahrenquellen.“
Unfallursachen in der Kletterhalle
- Falsche oder schlechte Sicherung
- Durchhängendes Seil bzw. zu viel Schlappseil
- Nachlässige Knoten
- Falsches Einhängen der Haken
- Fehlerhaftes Einbinden in den Gurt
- Zusammenstöße und Kollisionen im Sturzraum
- Unaufmerksamkeit oder Unkonzentriertheit des Sichernden
- Ungünstiger Standort des Sichernden
- Schlechte Kommunikation zwischen Kletterndem und Sicherndem
Am häufigsten verletzen sich Sportler bei der Landung nach einem Absprung oder Sturz. Wer unkontrolliert auf den Untergrund knallt, knickt leicht um oder kann sich beim Abstützen die Handgelenke oder Arme verstauchen. Aber auch ein Sturz auf die Schultern oder den Rücken kann schmerzhaft sein.
Daher mein Tipp: Das richtige Fallen und Landen üben.“
Richtig fallen und landen – so gehts
- Mit gebeugten Knien auf den Füßen landen
- Auf den Po fallen lassen
- Über den Rücken abrollen
Um die Unfall- und Verletzungsgefahr so gering wie möglich zu halten, kontrolliere ich vor jedem Aufstieg gründlich alle Seile, Gurte und Knoten. Zur Sicherheit prüft auch mein Sicherungspartner noch mal, ob alles passt. Denn vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei.
Trotz aller Vorsicht kann ein schlimmer Kletterunfall das Leben von heute auf morgen auf den Kopf stellen. Nicht nur emotional, sondern auch finanziell kann das schnell zur Herausforderung werden. Um im Ernstfall wenigstens keine Geldsorgen zu haben, kann für Kletterer der Abschluss einer privaten Unfallversicherung sinnvoll sein. Die Unfallversicherung von ERGO zahlt bereits ab einer Invalidität von 1 % und kommt auch für Rettungs- oder Bergungskosten im In- und Ausland auf.
Weitere gesundheitliche Folgen von Klettern und Bouldern und wie du dich davor schützt
Aber nicht nur Prellungen, Brüche und Abschürfungen können deiner Gesundheit schaden. Bisher bin ich zum Glück von schlimmeren Verletzungen verschont geblieben. Allerdings habe ich mir schon einmal das sogenannte Ringband im Finger gerissen. Das Band unterstützt die Kraftübertragung der Sehnen beim Beugen und ist damit beim Klettern extrem beansprucht. 3 Monate Kletterpause hat mir das damals beschert. Solche Überbelastungen sind beim Klettern und Bouldern keine Seltenheit. Auch der Ellenbogen ist bei mir öfter mal entzündet. Außerdem sind Schultern, Rücken und Bandscheibe typische Körperteile für Überlastungserscheinungen.
Um dich davor zu schützen, solltest du deine Muskeln vorab gründlich aufwärmen sowie Bänder und Sehnen dehnen. Außerdem gilt: Nimm dir Zeit für die Regeneration.“
Diese Ausrüstung brauchst du fürs Klettern und Bouldern
Mein Besuch in der Boulderhalle war auch für mich noch sehr interessant. Ich war z. B. erstaunt darüber, wie wenig Equipment zum Bouldern nötig ist. Bis auf meine Kletterschuhe, Sportkleidung und einen Magnesia- oder Chalkbag mit Magnesiumkarbonat habe ich nichts gebraucht.
Für Leute, die Bouldern zunächst einmal ausprobieren möchten, bieten übrigens viele Hallen Schuhe und Magnesiabags zum Leihen an. Wenn ich am Klettersteig unterwegs bin, ist mein Rucksack hingegen voll mit meinen Materialien.
Must-haves für eine sichere Ausrüstung
- Kletterhelm
- Sicherungsgerät
- Kletterseil
- Klettergurt
- Karabiner
- Kletterschuhe
- Chalkbag
- Sicherungsbrille
- Kletterhandschuhe
- Isolierte Jacke, Mütze und Handschuhe
- Stirnlampe
- Erste-Hilfe-Set
- Trinkflasche
Mit meinen Tipps bist du hoffentlich gut gerüstet für dein nächstes Abenteuer in der Höhe. Viel Spaß dabei!
Hast du Bouldern oder Klettern schon mal ausprobiert? Schreib mir doch mal in die Kommentare, für welches Team du unterwegs bist.
#EinfachWeilWichtig
[1] https://www.alpenverein.de/verband/presse/hintergrundinfos/zahlen-und-fakten-zum-klettersport-in-deutschland
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