Das Warten hat ein Ende! Nachdem die Fußball-EM 2020 um ein Jahr verschoben wurde, geht es nun endlich um die Wurst. Und da das Turnier für die Teams ja in zehn Ländern und für uns Fans vor allem zuhause stattfindet, hatte ich eine Idee: Wir unternehmen mal eine richtig heiße Tour durch Europa!
Keine Sorge, du brauchst weder Impfpass noch Testnachweis: An unserer Tour kannst du ganz einfach am heimischen Grill teilnehmen (jetzt bitte keine Diskussionen, ob Kohle oder Gas besser ist!). Ich stelle dir vor, wie es in ausgesuchten Teilnehmer-Ländern heiß hergeht, und liefere auch immer eine Steilvorlage für ein Rezept rund ums Grillen. Natürlich dürfen die amtierenden Welt- und Europameister, Frankreich und Portugal nicht fehlen, und wo wir dabei sind, nehmen wir auch Deutschlands dritten Gruppengegner Ungarn dazu. Dann kümmern wir uns natürlich um die Allzeit-Favoriten Spanien und Italien, und schließlich den Nie-Gewinner England.
Grillen wie Fußballgötter aus Frankreich
Grillen ist beim Weltmeister genauso wie bei uns ein geselliges Ereignis – man trifft sich mit Freunden und Familie, nimmt sich viel Zeit, isst aber eher mehrere kleine Gänge. Was aufs Rost kommt, unterscheidet sich von Region zu Region. Im Norden verspeist man traditionell Schweine- und Rindfleisch, der Süden bevorzugt Fische und Krustentiere, während im Südwesten Kaninchen und Lamm hoch im Kurs stehen. Dünn geschnittenes Gemüse, wie Auberginen und Zucchini, sind überall beliebt, Wurst hingegen eher nicht. Eine große Ausnahme ist die Merguez: Eine besonders würzige und besonders leckere Wurst aus maghrebinischer Tradition, die aus Lamm- und Rindfleisch hergestellt wird – und auch bei uns im Feinkostladen erhältlich ist. Zu trinken gibt es natürlich Wein: Als Aperitif einen eiskalten Rosé, zum Fleisch dann gerne einen kräftigen Roten.
Zum Warmlaufen: Camembert vom Grill
1 Camembert aus Rohmilch in der Holzschachtel
Der Camembert wird in seiner Holzschachtel (allen Kunststoff entfernen!) für ca. zehn Minuten direkt in die Glut gelegt, bis er im Inneren geschmolzen ist. Nach dem Herausnehmen entfernst du den oberen Teil der Rinde und kannst den geschmolzenen Käse, etwa mit Baguette, genießen – herrlich cremig und mit dezenter Rauchnote!
Portugal: kleine Fische und großer Fußball
Das Meer hat für die Europameister eine besondere Bedeutung – alleine schon die Atlantikküste am Festland ist über 800 km lang. Mit seinen Inseln kommt Portugal auf eine Küstenlänge von über 1800 km! Kein Wunder, dass der Fisch eine so große Rolle in der Küche und natürlich auch beim Grillen spielt. Aber auch Fleisch kommt aufs Rost oder besser gesagt, auf den Spieß – so sind ursprünglich aus Südamerika stammende Grillrestaurants (churrascarias) verbreitet, in denen die Speisen im Rodizio-Stil direkt am Tisch vom Spieß geschnitten werden.
Da zappelt’s im Netz: Sardinen vom Grill
Sardinen, ca. 250g pro Person, tiefgefrorene zunächst im Kühlschrank auftauen
Grobes Meersalz
Olivenöl
Die Sardinen werden gewaschen und trocken getupft. Dann füllst du reichlich Salz in eine breite Schüssel (z.B. eine Auflaufform), legst die Fische hinein, bedeckst sie auch von oben mit Salz und lässt sie 30 Minuten ruhen. Anschließend das Salz entfernen und die Sardinen mit reichlich Olivenöl bepinseln. Nun klemmst du sie in einen Grillkorb und garst sie unter mehrmaligen Wenden für insgesamt ca. 10 Minuten wenige Zentimeter über der Glut, bis sie schön knusprig sind. Die kleineren Mittelmeer-Sardinen können samt Mittelgräte und Innereien verzehrt werden, die größeren aus dem Atlantik sollte man ausnehmen oder gleich ausgenommen kaufen. Traditionell werden die Fische mit den Händen gegessen.
Ein Sommer ohne Grillen ist wie eine Gartenparty ohne Grillen oder Zelten ohne Grillen. Ich glaube es wird deutlich, worauf ich hinaus will, Grillen ist einfach toll. Natürlich nicht ganz ungefährlich, aber vielleicht macht gerade das den Reiz mit aus. Aber was, wenn tatsächlich etwas mal passiert? Hier findest du die wichtigsten Infos zu Rechtsfragen bei Grillunfällen.
Ungarn: Feurig lecker
Unser dritter Gruppengegner ist auch in puncto Grillstärke kein Überflieger: Es gibt es hier keine besonders ausgeprägte Tradition. Viele klassische Gerichte der ungarischen Küche werden in Töpfen oder, besser noch, in Kesseln geschmort. Wenn du einen Schwenkgrill hast, könntest du mal die Grillschale aus-, einen Lagertopf einhängen und ein leckeres Gulasch (in Ungarn: pörkölt) über den offenen Kohlen zubereiten. Aber da es ja hier eher um die Wurst gehen soll, machen wir doch einfach eine feurige Beilage.
Scharf hereingegeben: Paprika-Soße nach ungarischer Art
50g Speck
1 Zwiebel
1 Paprikaschote
125 ml Wasser
1 EL Speisestärke
3 EL Tokajerwein
scharfes Paprikapulver
Salz
Schweineschmalz, zum Braten
Den Speck in kleine Würfel schneiden und in einem Topf mit dem Schweineschmalz bei mittlerer Hitze goldbraun braten. Dann fügst du die kleingeschnittene Paprika und die Zwiebel hinzu und dünstest alles so lange, bis die Zwiebelstücke glasig sind. Dann mit dem Wasser und dem Wein aufgießen, die Stärke unterrühren und köcheln lassen, bis die Soße etwas angedickt ist. Schließlich mit Salz und reichlich Paprikapulver würzen. Die Soße kannst du auch kalt genießen.
Spanien bringt Heißes auf die Platte
Natürlich sind die Erfinder des Tiki-Taka-Fußballs in überlegenem Grillbesitz. Die Spanier feuern die Kohlen gern mit Freunden und Familie an – allerdings erst sehr spät am Abend, wenn die Temperaturen wieder erträglich geworden sind. Eine Besonderheit hier ist das Grillen “a la plancha”, bei dem eine große Grillplatte aus Gusseisen oder Edelstahl direkt auf die Glut gelegt wird. Sie erreicht dabei Temperaturen bis zu 300° C. Zubereitet werden, wie beim kleinen iberischen Nachbarn, bevorzugt Fisch und Meeresfrüchte, aber auch Gemüse, wie Artischocken, Champignons und Paprika, und Kartoffeln, die schön scharf mit Chili gewürzt werden. Selbstverständlich dürfen auch beim Grillen Tapas nicht fehlen!
Enge Manndeckung: Getrocknete Pflaumen im Speckmantel
10 Streifen Bacon
20 getrocknete Pflaumen
Zahnstocher
Pfeffer
Die Baconstreifen der Länge nach halbieren. Anschließend die Enden jeweils aufeinander legen, so dass die halbierten Streifen nur noch halb so lang sind. Jeweils eine Pflaume komplett mit Speck umwickeln und das Ganze mit einem Zahnstocher vollständig durchbohren. Anschließend grillst du deine Tapas, bis sie schön knusprig ist.
Ein zuckersüßer Abschluss von Italien
Nun schlagen wir eine weite Flanke übers Mittelmeer und nehmen uns der italienischen Grillweise an. Auch hier versammeln sich gerne Teams aus Freunden und erweiterter Familie um die Glut. Als Mittelmeeranrainer grillen die Italiener natürlich ebenfalls gerne Fisch und Meeresfrüchte, etwa Thun-, Schwert- und Tintenfisch. An Gemüse dürfen Tomaten nicht fehlen, doch auch Artischocken, Paprika und Mais werden aufs Rost gelegt. Als Beilage liebt man frisches Brot, ob jetzt Ciabatta oder Focaccia. Und da die Italiener nicht nur in der Abwehr Beton, sondern auch herrliche Desserts anrühren, schöpfen wir hier aus dem Vollen!
Ein Volltreffer in der Nachspielzeit: Tiramisu
100 g Puderzucker
4 Eigelb
2 Eiweiß
2 cl Amaretto
2 Tassen starker Kaffee oder Espresso
500 g Mascarpone
250 g Löffelbiskuits
Kakaopulver
Puderzucker, Eigelb und Amaretto cremig rühren und dann den Mascarpone behutsam unterziehen. Das Eiweiß steif schlagen und ebenso vorsichtig unterheben. Den Löffelbiskuit mit Kaffee/Espresso tränken. Daraufhin schichtest du vier Lagen in eine flache Dessertschüssel: Biskuit – Mascarponecreme – Biskuit – Mascarponecreme. Schließlich dick mit Kakaopulver bestreuen und für einige Stunden in den Kühlschrank stellen.
Achtung: Achte darauf, dass die Eier extra frisch und unbeschädigt sind. Außerdem solltest du sicher stellen, dass dein Tiramisu bis kurz vorm Verzehr immer gut gekühlt aufbewahrt wird.
England: Grillen has no home
Tja, was soll ich sagen: Es gibt keinen EM-Titel und meines Wissens nach auch keine erwähnenswerte Grilltradition auf der britischen Insel. Dafür sind die Engländer bei der Braukunst ganz vorne mit dabei – wahrscheinlich um sich über diese traurigen Tatsachen hinwegzutrösten. Ob ein herrlich dunkles Stout, mit einem kräftigen Aroma von stark geröstetem Malz, ein ebenso dunkles Porter, das mit seinem höheren Hopfenanteil weicher und fruchtiger schmeckt, oder ein helleres, weniger intensives Pale Ale, das sich nicht in der Vordergrund drängt – ein Grillabend kann mit englischen Bieren ganz wunderbar begleitet und abgerundet werden.
In dem Sinne Cheers, guten Appetit und ganz viel Spaß beim Mitfiebern, Daumen drücken und Jubeln!
Ich hoffe, dir hat meine kleine Tour durchs grillende Europa gefallen – nicht, dass wir jemanden unterwegs verloren haben! Wenn du im weiteren Verlauf des Jahres noch eine richtige Urlaubsreise planst, vergiss nicht, eine Reiseversicherung abzuschließen.
Jetzt bin ich natürlich auf deine Meinung gespannt – habe ich ein wesentliches Teilnehmer-Land vergessen? Und was für heiße Grill-Tipps hast du am Start? Lass mir gern einen Kommentar da!
#ERGOlebeachtsam
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