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Von den Windeln bis zum Smartphone: Was kostet eigentlich eine Familie?

Carsten Bauer Carsten Bauer

„Och neeee, lass ma’. Der Klapperstrauss kommt dann und dann is `ne Mark nur noch fünf Pfennig wert…“ Mit dieser sicherlich etwas groben Rechnung zur Familienplanung lässt Doc Synder in der Schlussszene des Klamauk-Klassikers „Texas“ die verzweifelte Edeldame im Staub der Ruhrpott-Halde stehen und reitet davon. Das wollte ich 20 Jahre später und mit eigenem Nachwuchs im Nest, dann doch wissen, und hab mir die Legende vom „Haare vom Kopf fressen“ mal etwas näher angeguckt.

Was für uns als gerade Volljährige damals nur ein weiterer, brachial-komischer Spruch des genialen Kult-Spaßvogels war, den wir später immer dann rezitierten, wenn mir mal wieder keinen Bock auf etwas hatten, bekommt eines Tages mal einen realen Kern. Nicht, dass Geld – oder die Abwesenheit dessen – jemals ein Kriterium bei der Entscheidung sein sollte, eine Familie zu gründen, oder eben nicht.

Dennoch darf und sollte man offen eingestehen, dass dieses für viele leidige, omnipräsente Thema trotz allem schonungslos auf dem Tisch liegt, wenn man beschließt, aus zwei drei oder noch mehr zu machen. Dies gebietet allein schon die Verantwortung für das, was da auf einen zukommt.

Wie teuer also, ist beziehungsweise wird eine Familie tatsächlich? Und wo kann man sparen, wenn der Nachwuchs erst mal da ist?

Kosten für Windeln – zwischen Wohl und Wahnsinn

Der Klassiker, der immer zuerst kommt, ist: „Windeln sind teuer!“ Das ist zwar richtig, aber natürlich variieren die Preise, wie bei allem, je nach – vermeintlicher – Güte. Es gibt sie für unter zehn Cent pro Stück über „gängige“ 25 Cent bis hin zu völlig übertriebenen Preisen, bei denen man glaubt, es sei noch eine Mondrakete mit eingebaut. Bei einem Verbrauch von circa fünf Windeln pro Tag kann man an diesem Punkt zumindest schon mal 20 Euro und mehr pro Monat sparen.

Je nach Aktivität des kleinen „Verbrennungsmotors“ darf auch getrickst werden. „Wir verwenden tagsüber die Billigen vom Discounter und nachts die Teuren“, war einer der Tipps, die mir im Laufe meiner Recherchen von Freunden gesteckt wurde. Auch andere Hygieneartikel gibt es sowohl zu Fantasiepreisen als auch in der preiswerten Variante. An dieser Stelle sei natürlich jeweils die Frage nach der Verträglichkeit gestellt und entsprechend abzuwägen. Ohne Verschwörungstheorien anzustellen zu wollen, scheint es offensichtlich, dass Hersteller die nachvollziehbare „Für mein Kind nur das Beste“-Attitüde vieler Eltern in der Kalkulation ihrer Preispolitik nicht vergessen haben; deswegen muss teuer nicht gleich auch gut bedeuten, und preiswert nicht zwingend schlecht.

Die Essentials für Familienzuwachs – Wickelkommode, Hochstuhl, Babybett

Insbesondere beim Mobiliar kann man getrost auf Gebrauchtware zurückgreifen. Kratzer und Dellen sind keine Schande. Nur: Stabil sollten sie sein! Bei unserer Wickelkommode war es einmal mehr meine Frau mit ihrer Weitsicht, die damals sinnig argumentierte, dass man ein solches Stück mehrere Jahre in der Bude stehen habe und es deshalb a) nicht hässlich sein sollte und b) nach Möglichkeit zu einer regulären Kommode umfunktioniert werden können müsste. Sprich, dass der Tisch abmontierbar sei. Bei einigen Anschaffungen kann es also auch sinnvoll sein, langfristig zu denken und einmal etwas mehr Geld zu investieren.

Kinderkleidung – schnell rein, schnell raus

Ein Posten, der sich besonders schnell dreht, ist der der Bekleidung. Babys und Kindern kann man beim Wachsen quasi zugucken, das ist keine neue Erkenntnis. Wer sich berechtigterweise scheut, Billigstware mit fragwürdiger Herkunft zu kaufen, kann sich möglicherweise mit Second-Hand-Klamotten anfreunden. Denn aus gegebenen Gründen werden Kleidungsstücke von den Kleinen alles andere als aufgetragen, viele Anziehsachen in Kinder-Second-Hand-Läden sind nahezu neuwertig.

Bei Schuhen sollte man sich meiner Meinung nach in einem echten Schuhladen beraten lassen und im Zweifel vielleicht sogar einmal etwas mehr in die Hand nehmen. „Coole“ Sneakers mögen an den Minis ja supersüß aussehen, ob diese aber dem Kind tatsächlich helfen, vernünftig laufen zu lernen, ist zumindest bei vielen Modellen mehr als fraglich. Ein weiterer guter Tipp seitens eines Freundes: „Wenn möglich antizyklisch kaufen: Sommersachen im Wintersale und umgekehrt.“

Kosten für unterwegs – Babyschale, Kinderwagen und Co.

Als Autor von DADDYlicous habe ich so einige Produkte dieser Art getestet, und ja, es gibt sie in sehr mondän und in supersicher und zumindest bei Punkt eins darf man ruhigen Gewissens sparsam sein. Denn niemand braucht einen Kinderwagen für 1.000 Euro und auch nicht für die Hälfte. Denn wie für alle in diesem Beitrag genannten Gebrauchsartikel gilt logischerweise auch hier, zunächst mal Freunde und Familie nach ausrangierten, oder im wahrsten Sinne geparkten Vehikeln und Kindersitzen zu fragen.

In unserem Freundeskreis zum Beispiel begann das große Brüten vor einigen Jahren und wird auch noch lange nicht vorbei sein. Will sagen: Man kann Artikel dieser Art wunderbar jahrelang hin und her tauschen. Für den Familienhaushalt als clever können sich Kinderwagen erweisen, die „mitwachsen“, sprich, wo man die Babywanne nach einigen Monaten gegen einen Sitz tauschen kann. Wer im Besitz eines PKW ist, kommt nicht an einem entsprechenden Kindersitz vorbei. Dabei sind die Preisunterschiede enorm und variieren von unter 100 Euro bis über 500 Euro, was sich laut ADAC und Stiftung Warentest jedoch mitnichten in der Qualität widerspiegeln muss.

Die liebe Ernährung: Discounter, Bio, Fleisch – oder nicht?

Apropos Qualität: Ein weiterer sehr sensibler Punkt ist die Ernährung. Na klar, Essen gehen sollte man sich gegebenenfalls als erstes einsparen. Ist eh ärgerlich, wenn das Filet kalt wird, während man mit seinem schreienden Nachwuchs unter Augenrollen der anderen Gäste leicht verschämt durchs Restaurant tänzelt…

Nahrungsmittel vom Discounter müssen nicht unbedingt schlechter sein. Und weniger Fleisch zu essen bedeutet auch, die Umwelt und damit die Lebensgrundlage kommender Generationen/des eigenen Kindes zu schützen. Auf Süßigkeiten unbedingt so lange darauf verzichten wie es geht, denn „was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“. Das Gequengel in der Supermarktschlange kommt schon noch früh genug.

Finanzen-Check: Steuern, Versicherungen und Subventionen

An dieser Stelle gilt es, sich genau zu informieren, weil man hier möglicherweise am meisten einsparen kann.

  • Welchen Status hat die Lebensgemeinschaft, sprich ist man verheiratet, oder nicht?
  • Wer verdient was? An dieser Stelle Hosen runter: Meine Frau verdient mehr als ich und eine solche Konstellation behandelt der Staat in seinem Steuerrecht nicht gerade emanzipiert! Stichwort Eltern- und Kindergeld.
  • Versicherungen checken: Ist die ganze Familie auch bei einer Haftpflichtversicherung auch abgesichert? Ist der Abschluss einer Risikolebensversicherung sinnvoll? Erweitere ich meine Rechtschutzversicherung? Staatliche Unterstützung und Hilfe beantragen: Auch sollte man sich nicht schämen, mögliche Hilfen seitens des Staates anzunehmen: Essensgeld für Kitas und Schulen, Zuschüsse für Schulmaterial und Klassenfahrten. Niemand sollte sein Kind aus finanziellen Gründen nicht mit auf einen Ausflug schicken können! Viele Vereine bieten günstigere Beiträge für Kinder von Geringverdienern oder Arbeitslosen. Es gibt Initiativen, die Kindern aus bescheidenen Verhältnissen den Musikunterricht, manche sogar das Instrument, (mit-)finanzieren.

Fazit eines Vaters

Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass ein Kind immer vermeintliche finanzielle Einschränkungen aufwiegt. Und es gibt noch etwas, das insbesondere heutzutage ebenso wichtig ist wie Geld und an dem man auf keinen Fall sparen sollte, wenn es ums Wohl der Kinder geht: Zeit. In diesem Sinne: Kinder an die Macht!

Habt ihr noch weitere Spartipps für werdende Eltern? Dann schreibt mir gern und berichtet! 


Carsten Bauer

Carsten Bauer

ehemals Azubi

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