Eines Tages werde ich nicht mehr existieren. Unvorstellbar! Aber bleibt nicht trotzdem eine Menge von mir zurück, wenn ich nicht mehr bin?
Schmerzhaft ist es, wenn ein Mensch aus meinem Umfeld stirbt. Aber viel erschreckender ist für mich die eigene Endlichkeit. Zwar, so soll der Philosoph Epikur geschrieben haben, betrifft uns „das Schauererregendste aller Übel, der Tod, […] überhaupt nicht; [denn] wenn wir sind, ist der Tod nicht da; wenn der Tod da ist, sind wir nicht mehr.“ Ich kann dem eigenen Ende jedoch nicht so gelassen entgegen sehen. Angst vor dem Tod an sich habe ich nicht; aber regelrecht Panik davor, nicht mehr zu leben.
Vom guten Ruf und der guten Tat
Viele Menschen finden Trost darin, dass nach dem Tod etwas von ihnen zurückbleibt: Seien es die Nachkommen und deren Erinnerungen an den Verstorbenen; seien es künstlerische und wissenschaftliche Werke oder die Verdienste in Politik, Kultur, Gesellschaft und damit schließlich das Ansehen der Person. Dass der gute Ruf alles ist, was uns nach dem Tod übrig bleibt, soll bereits Friedrich der Große im 18. Jahrhundert gesagt haben. Wie sehr der ‚Alte Fritz‘ und andere Persönlichkeiten nach diesem Motto gelebt und gehandelt haben, ist an anderer Stelle zu beurteilen.
Ein Bekannter sagte mir neulich, er wolle wenigstens eine gute Tat im Leben vollbracht haben. Darum hätte er veranlasst, dass sein Leichnam für die medizinische Forschung freigegeben wird. Für etwas weniger resolute Menschen bietet es sich in Sachen „gute Tat“ vielleicht an, einen Teil der Ersparnisse gemeinnützig zu vererben und mit dem Geld soziale Projekte zu unterstützen. Genauere Informationen hierzu bietet die Initiative „Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum“.
Andenken vergraben oder zum Mond schießen
Eine auf andere Weise tiefgründige Methode, sich der Nachwelt zu empfehlen, ist es, eine Zeitkapsel zu vergraben. Allerdings solltest du vorab über den Erfolg einer solchen Aktion nachdenken. Denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass deine Kapsel nie gefunden, bei zukünftigen Bauarbeiten zerstört oder deren Inhalt von den Findern einfach als unbedeutend abgetan und beseitigt wird.
Trotzdem sind Zeitkapseln nach wie vor en vogue. Britische Wissenschaftler etwa sammelten sogar schon mal Spenden für eine Mondexpedition im Jahr 2024. Allen Spendern boten sie Speicherplatz in einer digitalen Zeitkapsel an, die auf dem Erdtrabanten vergraben werden soll. Da frage ich mich: Welche digitalen Informationen möchte ich auf den Mond schießen? Eine Autobiographie, Grüße an Außerirdische? Mein dunkelstes Geheimnis – sofern ich eines besitze?
Apropos Zeitkapsel: Funktionieren Facebook, Twitter, Instagram und Co. nicht ähnlich? Könnte man sie nicht als Zeitkapseln unserer Generation umschreiben? Schließlich wird jede in den sozialen Netzwerken verbreitete Nachricht, gewollt oder ungewollt, zur Botschaft an die Nachwelt. Und zumindest in einem sind sich beide Methoden ähnlich: Ob die Mitteilung an die nach uns Kommenden nun im Boden oder im World Wide Web steckt, es ist unwahrscheinlich, dass sie entdeckt wird, und noch unwahrscheinlicher, dass der Entdecker sie als wertvoll erachtet.
Mein Haus, mein Auto … meine offenen Rechnungen
Wer weiß, vielleicht wird Sterben in der Zukunft einmal keine Rolle mehr spielen. Vielleicht wird in 100 Jahren nicht mehr gestorben, weil Wissenschaftler so weit an unserer DNS geschraubt haben, dass uns ein ewiges Leben auf Erden vergönnt ist – oder droht.
Solange unsere Lebenszeit aber begrenzt ist, bleiben uns die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod und dem persönlichen Nachlass nicht erspart. Im letztgenannten Fall gilt es zu trennen zwischen den physischen und abstrakten Dingen, die ich bewusst zurücklasse: Mein Haus, mein Auto, mein Boot oder mein Gedichtband, meine wissenschaftliche Abhandlung, meine Lebensweisheiten. Und den meist profanen Dingen, die ich notgedrungen hinterlassen werde: jede Menge digitale und reale Konten, Versicherungsverträge, Rechnungen, Briefe, kurzum ein undurchschaubarer Wust an Unterlagen, Verwaltungsaufwand und Kosten für meine Erben.
Wer seinen Nachkommen in positiver Erinnerung bleiben möchte, tut gut daran, seinen digitalen und realen Nachlass rechtzeitig zu organisieren und Erbfragen zu klären.
Bestattungskosten zu sparen geht durch eine Sterbegeldversicherung. Und nicht zuletzt: alle schriftlichen Belege über seine dunkelsten Geheimnisse sollten schleunigst beseitigt werden!
Habt ihr euch schon um eurer digitales Erbe Gedanken gemacht? Welche Fragen beschäftigen euch besonders, wenn ihr nicht mehr da seid? Ich freue mich über euren Kommentar!
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