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Vorsorge für den Ernstfall: Darauf musst du achten

Kai Hermann Kai Hermann

Wusstest du, dass laut ERGO Risikoreport 2022 nur 39 % aller Deutschen eine Patientenverfügung haben? Ganz nach dem Motto „Mir passiert schon nichts“. Doch so sehr wir es uns wünschen: Darauf gibt es leider keine Garantie im Leben. Umso wichtiger ist es, sich schon im Vorfeld mit den Themen Krankheit, Pflege und Tod auseinanderzusetzen. Wer vorsorgt, lebt entspannter!

Zack, ein Augenblick und plötzlich ist alles anders. Eine Krankheit tritt auf. Wir sind plötzlich pflegebedürftig. Oder der Tod klopft an die Tür. Zurück bleiben Angehörige, die uns auf unserem Weg begleiten und wichtigen Entscheidungen treffen müssen. Was wollte der Patient wirklich? Welche ärztlichen Maßnahmen hätte er sich gewünscht? Und wie wollte er sein Erbe verteilt sehen? Fragen, die Angehörige nicht nur organisatorisch, sondern auch mental belasten.

Vorsorge im Ernstfall

Wichtig ist, dass wir genau über diese Themen reden und sie mit unserer Familie besprechen. Denn wer sich frühzeitig mit diesen unangenehmen Themen auseinandersetzt, kann im Ernstfall viel Last von den Schultern seiner Liebsten nehmen. Wir alle wissen, wie unangenehm es sein kann, sich quietschfidel mit Themen auseinanderzusetzen, die wir so gar nicht hören wollen. Doch uns alle betreffen Krankheit, Pflege und der Tod. Wer die Zähne zusammenbeißt und einmal alles richtig regelt, kann danach entspannt das Leben genießen – bis zum letzten Atemzug. Mit unserer Checkliste für den Ernstfall kannst du dich zurücklehnen und deinen Liebsten viele Sorgen abzunehmen.

Check 1: Vorsorgevollmacht

Die Krux ist: So ganz ohne Vorsorge leben wir ja gar nicht. Wir gehen zur Hautkrebsvorsorge oder zur Zahnvorsorge. Doch die wenigsten kümmern sich um eine rechtliche Vorsorge im Ernstfall. Dann, wenn man einen schweren Unfall hat und nicht mehr selbst entscheiden kann. Eine Vorsorgevollmacht ist der erste Grundpfeiler für eine solche Wendung im Leben. Sie schafft eine rechtliche Grundlage für die Liebsten. Sie ermöglicht es Angehörigen, Fragen wie „Wer kündigt die Wohnung?“, „Wer sucht das Pflegeheim aus?“ oder „Wer hat Zugriff auf das Konto“ zu klären.

Denn ohne Vorsorgevollmacht haben weder Familienmitglieder und Freunde noch Ehepartner das Recht, einfach zu entscheiden. Fehlt eine Vorsorgevollmacht, bestellt das Betreuungsgericht einen gesetzlichen Betreuer. Wichtig: Das kann in den meisten Fällen ein Angehöriger sein – muss es aber nicht. Um sicherzugehen, dass man wirklich von seinen Liebsten betreut wird, braucht es eine Vollmacht.

Die gute Nachricht ist: Inzwischen gibt es ein Notvertretungsrecht für Ehegatten. Sie ermöglicht Ehepartnern, die Angelegenheiten innerhalb der ersten 3 Monate zu entscheiden, selbst wenn keine Vorsorgevollmacht vorliegt.

Was regelt die Vorsorgevollmacht?

  • Finanzielle Angelegenheiten
  • Verträge
  • Gesundheitsvorsorge
  • Aufenthaltsbestimmung
  • Medizinische Angelegenheiten
  • Reha
  • Pflege
  • Digitalen Nachlass

Wie setze ich eine Vorsorgevollmacht auf?

Formulare für eine Vorsorgevollmacht gibt es bei Behörden aber auch im Internet. Aufsetzen kann die Vollmacht jeder und bei sich abheften. Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt sich die Vollmacht von einem Notar beurkunden.

Check 2: Patientenverfügung

Mit der Vorsorgevollmacht geht im besten Fall eine Patientenverfügung einher. Wenn man als Patient selbst nicht mehr entscheiden kann, welche Behandlungen man möchte und welche nicht, greift man auf diese Verfügung zurück. In der Patientenverfügung beschreibt man als Betroffener mögliche Situationen und die gewünschte – oder eben nicht gewünschte Behandlung. Man legt damit fest, ob man bestimmte Behandlungen oder Untersuchungen möchte.

Stichwort: lebenserhaltende Maßnahmen. Ärzte müssen sich an Patientenverfügungen halten – dasselbe gilt auch für Angehörige. Je konkreter die Verfügung formuliert ist, desto besser. Statt von lebenserhaltenden Maßnahmen zu sprechen, empfiehlt es sich direkt auf künstliche Ernährung, Wiederbelebung oder Schmerzbehandlung einzugehen. So können Ärzte die Situation besser einschätzen und entscheiden.

Beratungsstellen oder Verbraucherzentralen bieten Patientenverfügungen mit Textbausteinen an. Damit lässt sich die Patientenverfügung schnell und unkompliziert aufsetzen. Mein Tipp: Sprich vorher mit einem Arzt und lass dir alle medizinischen Folgen und Entscheidungen erklären.

Eine Patientenverfügung muss nicht notariell beglaubigt werden. Übrigens: Eine Vorsorgevollmacht ist im Zusammenspiel mit der Patientenverfügung deshalb so wichtig, weil ohne Vollmacht Angehörige in der Regel keine Auskünfte von Ärzten bekommen.

Check 3: Testament

An den Tod denken wir nur ungern – und doch betrifft er uns alle. Weil wir unsere Liebsten irgendwann verlieren oder selbst sterben. Umso wichtiger ist es, sich schon im Vorfeld Gedanken über den eigenen Tod und das Erbe zu machen. Wer sich frühzeitig um das eigene Testament kümmert, schafft Klarheit und verhindert Streit ums Erbe.

Denn liegt kein Testament vor, wird das Vermögen des Verstorbenen nach der gesetzlichen Erbfolge verteilt. Wer im Vorfeld ein Testament verfasst, kann diese Erbfolge ändern und sein Vermögen nach den eigenen Wünschen verteilen. Das ist vor allem dann wichtig, wenn man nicht nur die eigene Familie, sondern auch nicht verwandte Menschen oder Freunde beerben will.

Im Testament legst du fest, wer das Erbe antreten soll. Möchtest du dein Vermögen an mehrere Erben verteilen, kannst du es aufteilen. Oder du vererbst einzelne Dinge wie ein Auto, ein Haus oder Schmuck an deine Angehörigen. Aufgepasst: Auch wenn du jemanden nicht im Testament erwähnst, kann er erben. Dann, wenn es sich um einen Erben der gesetzlichen Pflichtfolge handelt. Dieser erbt dann einen Pflichtteil.

Wie verfasst man ein Testament?

Ein Testament kann jeder verfassen, jedoch sollte man mindestens 16 Jahre alt sein. Außerdem sollte man im Besitz seiner geistigen Kräfte sein, wenn man das Testament schreibt. Das Testament muss handschriftlich verfasst und unterschrieben sein. Ein am Computer getipptes Schreiben reicht nicht aus. Wichtig: Benenne das Testament als Testament, schreibe ein Datum auf jede Seite und hefte die Seiten zusammen ab. Das Testament sollte im Ernstfall schnell und einfach aufzufinden sein. Wer auf Nummer sicher gehen will, gibt das Testament beim Amtsgericht in der eigenen Stadt ab, die es bis zum Tode aufbewahrt.

Vorsorge für den Ernstfall

Check 4: Digitales Erbe

Das digitale Erbe: Ein Thema, das in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden ist. Denn wir alle hinterlassen digitale Spuren, ein Teil unseres Lebens findet online statt. Doch was passiert mit Facebook, Netflix und Online-Konten nach unserem Tod? Gibt es kein digitales Erbe, verwaisen die Profile, unsere Angehörigen zahlen weiter Abonnements und Onlineshops führen uns in der Kartei. Umso wichtiger ist es, auch das digitale Erbe im Kopf zu haben, wenn man für den Ernstfall vorsorgt.

Was muss ins digitale Erbe?

  • Whatsapp, Instagram & Co
  • Online-Banking
  • Konten bei Online-Shops
  • Streaming-Dienste wie Netflix, Prime und Spotify
  • Zugänge zu Cloud & Co.
  • Zugänge zu Smartphone, Tablet und Laptop
  • Externe Festplatten, USB-Sticks und andere Computer

Mein Tipp: Erstelle eine Übersicht über dein digitales Erbe und hinterlege alle Zugangsdaten für Konten und Online-Profile an einem sicheren Ort. Im Testament kannst du festlegen, was mit deinem digitalen Erbe passieren soll.

Check 5: Beerdigung

Niemand denkt gerne an den eigenen Tod. Doch unser Tod ist ein schwerer Verlust für unsere Liebsten. Neben der tiefen Trauer müssen unsere Angehörige innerhalb von Tagen wichtige Entscheidungen treffen und Pflichten nachkommen. Wer sich vor seinem Tod mit diesen Aufgaben auseinandersetzt, kann seinen Liebsten jede Menge Arbeit abnehmen und Raum für die Trauer schenken. Ein weiterer Vorteil: Die Beerdigungskosten überrollen die Verwandten nicht und man kann selbst Einfluss auf die Art der Trauerfeier nehmen.

Eine Beerdigung kostet sehr viel Geld. Schnell kommen mehrere Tausend Euro für Bestattungsunternehmen, Formalia sowie Sarg und Trauerfeier auf. Wer sich frühzeitig um den eigenen Tod kümmert, kann Geld ansparen und es für die eigene Beerdigung zurücklegen. Auch können bestimmte Kosten wie das Grab sowie Aufgaben des Bestatters übernommen oder der Grabstein bereits bezahlt werden.

Diese Fragen kannst du klären:

  • Wie möchte ich bestattet werden?
  • Welches Bestattungsunternehmen soll beauftragt werden?
  • Erd- oder Feuerbestattung?
  • Soll es ein Grab geben?
  • Welcher Friedhof soll es werden?
  • Wie soll mein Grab aussehen?
  • Wie groß soll die Trauerfeier sein?
  • Beerdigung mit oder ohne Pfarrer?
  • Welche Lieder sollen gespielt werden?
  • Wer soll eingeladen werden?
  • Wie soll die Traueranzeige aussehen?

Mein Tipp: Lege einen Ordner an und sammle hier alle Unterlagen zu deinem Tod. So können Angehörige im Ernstfall schnell darauf zurückgreifen. Im besten Fall besprich deine Wünsche und Vorsorge im Vorfeld mit deinen Liebsten.

Notfall-Ordner für den Ernstfall

Damit deine Angehörigen im Ernstfall richtig reagieren können, lohnt es sich wichtige Unterlagen in einem sogenannten Notfall-Ordner zu verstauen. Dieser sollte schnell auffindbar sein. Mache außerdem Kopien von den wichtigsten Unterlagen und gebe sie deinen Angehörigen sowie Hausarzt. Und trage immer eine kleine Karte mit einer Kontaktperson bei dir. Seit Neuestem kann man auch im Smartphone einen Notfallkontakt hinterlegen, der im besten Fall alle Informationen hat und weiß, was zu tun ist.

Hol dir Unterstützung bei deiner Versicherung

Durch all diese Themen musst du nicht allein. Besprich sie mit deinen Verwandten, frag nach ihrer Sicht und entscheide dann. Auch ERGO kann dir helfen, für den Ernstfall vorzusorgen. Mit der Pflegeversicherung unterstützt du deine Verwandten für den Fall, dass du pflegebedürftig wirst. Die Versicherung greift dir und deinen Angehörigen unter die Arme. Dasselbe gilt für die Sterbegeldversicherung. Mit ihr kannst du finanziell für deine Beerdigung vorsorgen und deine Verwandten im Falle deines Todes entlasten.

Lesetipp: Wichtiges rund um das Thema Elternunterhalt findest du im ERGO Rechtsportal.

Ich hoffe, meine Tipps für die Vorsorge für den Ernstfall helfen dir. Nimm dir Zeit und setze dich in Ruhe mit diesen Themen auseinander. Hast du noch mehr Ideen für eine gute Vorsorge? Dann schreib sie uns in die Kommentare!

#ERGOLebeachtsam


2Kommentare

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Kommentare

  • Peter Buschmann Antworten

    Mein Cousin hat gerade recht viel Streit wegen des Testaments in der Familie, nachdem mein Onkel verstorben war. Mir war nicht bewusst, dass man ein Testament in Handschrift verfassen muss, damit es gültig ist. Ich werde ihm raten, sich mit einem Anwalt für Testament anfechten zu treffen, um das zu besprechen.

  • Sylvia Tichai Antworten

    Hallo Peter,
    schön, dass dir unser Beitrag geholfen hat 🙂 Ein Anwalt ist sicher eine gute Idee. Wir drücken deinem Cousin die Daumen.
    Liebe Grüße von Sylvia aus dem Social Media Team

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