Die einen nennen es Urlaub mit Kindern, ich nenne es Ortswechsel. Eine Urlaubssatire von einer leidgeprüften Profi-Mum.
1) Urlaub mit Kindern heißt in erster Linie: Koffer packen. Dabei gilt es, Wohn-, Kinder- und Schlafzimmer sowie die Hausapotheke und den Fuhrpark der Kleinen auf drei bis vier Koffer, ein paar Taschen, einen Dachträger und diverse andere Transportbehältnisse aufzuteilen. Während du noch packst, fragst du dich, warum du nicht gleich einen Container gemietet hast. Oder ein Tankschiff.
2) Warst du als Teenager gut bei Tetris? Perfekt! Dann erfüllst du die Kernvoraussetzung, um das Familienauto zu packen. Summ dabei die Tetris-Melodie zwischen zusammengebissenen Zähnen, um nicht laut zu schreien oder zu fluchen. Stopfe das letzte Gepäckstück hinein und schließe zügig den Kofferraum. Vorsicht: Öffne das Auto nicht, bevor du am Zielort bist!
Für solche Risiken empfiehlt sich übrigens eine Unfallversicherung.
Urlaub mit Kindern
3) Fahre rechtzeitig los. Also wenn:
a) die Kinder noch schlafen,
b) gerade aufgestanden sind oder
c) gerade am Einschlafen sind.
Egal, wofür du dich entscheidest, es wird nicht funktionieren.
Kaum schlafen die kleinen Lieblinge nämlich endlich im Auto, bist du
a) im Stau,
b) musst selber auf die Toilette oder
c) hast eine Panne.
Das führt dann unweigerlich zu Punkt 4:
4) Je nach Alter der Kinder gibt es unterschiedliche Arten der „Unmutsäußerung“ während der Anreise an den Urlaubsort. Folgende Standardsätze kannst du dabei erwarten:
a) Spätestens bei der Auffahrt auf der Autobahn: „Sind wir schon da?“, „Ist es noch weit?“, „Ich muss aufs Klo!“
b) Während der Fahrt: „Ich hab Hunger!“, „Ich habe Durst!“, „Ich habe Halsweh und fühle mich ganz krank!“
c) Kurz vorm Ziel: „Ich will nach Hause, in den Kindergarten zur Oma …“ et cetera.
Abgesichert im Urlaub
Hier findest du Informationen zur Reiseversicherung. Damit die Urlaubsfreuden wenigstens nur von den Kindern getrübt werden 😉
5) Du hast gegen alle Erwartungen (besonders deine eigenen) das Ziel erreicht. Dort ist es heiß, das Apartment ist nicht fertig geputzt und Parkplatz gibt es auch keinen. Dein Auto stinkt wie der Tourbus einer Teenagerockband und du hast Schweißflecken wie eine Landkarte am T-Shirt. Aber was kann denn jetzt noch großartig passieren?
6) Das im Prospekt absolut verlockend angepriesene Apartment ist statt der versprochenen 55 Quadratmeter nur 40 groß. Eine Alternative gibt es nicht. Statt Kühlschrank gibt es eine Minibar, die Küche ist so klein, dass man beim Umrühren der Kaffeetassen den Kindern den Ellenbogen in die Magengrube schlägt. Das Leitungswasser schmeckt nach Chlor, der Fernseher hat die Größe eines Handydisplays mit der Auflösung eines Van-Gogh-Gemäldes.
Endlich angekommen!
7) Endlich im Apartment ist es Zeit für eine Inventur: Du hast zwar ausreichend Malkreide, Pflaster, Sonnencreme, Anti-Moskitosprays und Medikamente gegen Durchfall und Verstopfung mit, dafür keine einzige Zahnbürste. Die kann man natürlich nachkaufen – zu so horrenden Preisen, als würde man mit der Zahnbürste auch Staatsanleihen in Schweizer Franken erwerben.
8) Eure Liegestühle sind in Schirmreihe 33 gleich neben dem Klo und bieten Aussicht auf mehr verbrannte Haut als der Hähnchengrill am Oktoberfest. Du bist zumindest vermutlich am Strand – so genau weiß man das nicht, denn das Meer kann man von hier aus nicht sehen. Du kannst genauso gut in 33. Reihe vor einem kaputten Radio liegen – das Rauschen wäre ähnlich, auch die Hintergrundgeräusche.
9) Alles hat ein Ende. Die Rückreise stellt dich vor ungeahnte Herausforderungen, denn spätestens beim Einpacken stellst du fest, dass du nun wesentlich mehr Dinge zu verstauen hast als bei der Hinfahrt. Das kann doch nicht alles Sand sein? Ist die Luft auch wirklich aus allen Schwimmtieren draußen? Hast du gar so viele Zahnbürsten gekauft?
10) Du bist wieder daheim. Genauso wie die Schmutzwäsche. Nun hast du eine Sehenswürdigkeit zu Hause – einen wahrhaftigen Mount-Wasch-More. Und kurz bevor der Wäschetrockner ins Burn-out geht, kannst du lächelnd auf eine Urlaubswoche mit Kindern zurückblicken, wissend, dass du morgen wieder zurück ins Büro musst …
Alles schon erlebt? Oder ist das deine erste Urlaubsreise mit Kind? Schildere uns deine Erfahrungen in den Kommentaren!
1897 Bewertungen