Wusstest du, dass der Videobeweis im Profifußball schon lange etabliert ist, aber erst seit Kurzem auch bei der Europameisterschaft eingesetzt wird? Wenn dir diese Info gar nichts sagt, du generell bei Fußballregeln und Abseits eher Bahnhof verstehst, aber trotzdem beim nächsten Fußballabend mitreden möchtest, bist du hier genau richtig. Wir haben für dich die wichtigsten Grundlagen zusammengefasst.
Wer steht denn alles auf dem Platz?
Insgesamt laufen so viele Leute auf dem Rasen herum, dass dem Fußball-Laien gerne mal der Überblick flöten geht. Also ganz von vorne.
Die Teams
Es spielen immer 2 Teams gegeneinander, die aus jeweils 11 Spielern bestehen. Davon laufen jeweils 10 Feldspieler auf dem Platz herum, während einer, der Torwart, das Tor verteidigt. Er ist der einzige Spieler, der den Ball mit der Hand berühren darf, und das auch nur innerhalb seines eigenen 16-Meter-Raums. Immer mit dabei sind auch die Mannschaftstrainer. Sie dürfen zwar nicht ins aktive Spiel eingreifen, rufen aber oft Anweisungen vom Spielfeldrand aus. Jedes Team darf 3 Mal auswechseln, also einen Spieler vom Platz gegen einen ausgeruhten Spieler von der Bank austauschen.
Sie achten auf die Fußballregeln: die Schiedsrichter
Neben den Teams ist auch immer ein Schiedsrichter auf dem Platz unterwegs. Er ist der Spielleiter und entscheidet, ob eine Mannschaft gegen die Fußballregeln verstößt und wie die Spieler bestraft werden. Unterstützt wird der Schiedsrichter von zwei Linienrichtern, die an der Längsseite des Spielfelds auf- und ablaufen und dem Schiedsrichter mit ihren Fahnen Signale geben. Zusätzlich gibt es noch den sogenannten ‚vierten Offiziellen‘. Seine Aufgabe ist es, auf das Verhalten der Trainer und Ersatzspieler zu achten. Außerdem wickelt er die Auswechslungen ab und zeigt die Nachspielzeit an.
Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten
Diese alte Fußballweisheit wird auf den ehemaligen Bundestrainer Sepp Herberger zurückgeführt. Tatsächlich ist sie aber nur teilweise richtig. Der Ball ist rund, das stimmt schon einmal. Und jedes Spiel besteht aus zwei Halbzeiten von jeweils 45 Minuten, also insgesamt 90 Minuten. Zwischen den Halbzeiten ist eine Viertelstunde Pause und es werden die Seiten gewechselt. Die Teams spielen dann in die entgegengesetzte Richtung zur vorherigen Halbzeit. Allerdings kann der Schiedsrichter jede Halbzeit um einige Minuten verlängern, falls es im laufenden Spiel Unterbrechungen gab. Der vierte Offizielle zeigt diese Nachspielzeit an. Gewinner ist die Mannschaft, die es schafft, den Ball innerhalb dieser Spielzeit inklusive Nachspielzeit öfter in das gegnerische Tor zu bugsieren. Schießen beide Teams gleich viele oder gar keine Tore, endet das Spiel unentschieden.
Bei Turnieren wie der Europameisterschaft gibt es aber Partien, bei denen immer nur der Gewinner in die nächste Runde kommt. Die Spielzeit verlängert sich bei darum bei einem Unentschieden. Dabei sieht man den Spielern nach 90 Minuten Sport die Anstrengung meist schon deutlich an. Die Verlängerung besteht aus zweimal 15 Minuten. Dazwischen gibt es zwar keine feste Pause, es werden aber nochmals die Seiten gewechselt. Steht ein Spiel am Ende der Verlängerung immer noch unentschieden, wird per Elfmeterschießen entschieden.
Während einer EM kann ein Spiel aber durchaus länger als 90 Minuten dauern.“
Grundlegend für Fußballregeln: Fouls und Strafen
Jetzt war schon die Rede von Schiedsrichtern, Verstößen gegen die Fußballregeln und Elfmeterschießen. Grundsätzlich sind die Regeln gar nicht so kompliziert. Erst mal gilt, wie schon erwähnt: Nur der Torwart darf den Ball mit der Hand berühren. Körperkontakt zwischen den Spielern ist an sich schon erlaubt, nur darf der Gegenspieler dabei nicht zu Fall kommen. Dann war der Kontakt zu hart und der Schiedsrichter wird den Regelverstoß als Foul ahnden.
Der Spielleiter kann auch gelbe oder rote Karten vergeben, wenn der Verstoß gegen die Fußballregeln zu hart war.“
Die gelbe Karte ist erst einmal eine Verwarnung. Bekommt ein Spieler aber eine zweite gelbe Karte, erhält er automatisch die rote Karte. Diese Karte kann in manchen Fällen auch direkt vergeben werden. Die rote Karte heißt auch Platzverweis, weil der Spieler dann das Spielfeld verlassen muss. Seine Mannschaft muss von da an mit einem Spieler weniger auskommen.
Fun Fact: Früher, als es noch kein Farbfernsehen gab, konnten die Zuschauer bei Übertragungen keinen Unterschied zwischen den Karten erkennen, denn Gelb und Rot wurden zu einem recht ähnlichen Grau. Deshalb trugen die Schiedsrichter die rote Karte üblicherweise in ihrer Gesäßtasche. Die Fernsehzuschauer wussten dann immer sofort, wenn ein Spieler die rote Karte bekam. Daher kommt der Ausdruck: die Arschkarte ziehen.
Standardsituationen
Alle Situationen, bei denen der Ball ruht, nennt man Standardsituationen. Normalerweise folgt auf ein Foul ein Freistoß. Es sei denn, das Foul wurde innerhalb des 16-Meter-Raums begangen, dann kommt es sogar zu einem Strafstoß, der von einem festen Punkt ausgeführt wird, elf Meter vor der dem Tor des verteidigenden Teams. Deshalb nennt man den Strafstoß auch Elfmeter oder Elfer. Ein Spieler der gefoulten Mannschaft darf dann den Ball frei treten. Die gegnerischen Spieler dürfen ihn dabei nicht behindern. Im Falle eines Strafstoßes bedeutet das, dass sich alle Spieler außer dem Torhüter der verteidigenden Mannschaft und dem Schützen außerhalb des 16-Meter-Raums befinden müssen.
Zu Standardsituationen kommt es außerdem immer dann, wenn der Ball das Spielfeld verlässt. Dann ist immer die Mannschaft an der Reihe, die den Ball nicht zuletzt berührt hat. Gerät der Ball ins Seitenaus, also über die Linie an der langen Seite des Spielfeldrands, kommt es zum Einwurf. Gerät der Ball ins Toraus, also einem der kurzen Enden des Spielfelds, wird entweder ein Eckstoß von der angreifenden Mannschaft oder ein Abstoß vom Tor des verteidigenden Teams aus durchgeführt.
Das Abseits: die komplizierteste aller Fußballregeln?
Die Abseitsregel hat das Image, sehr kompliziert zu sein. Dabei ist es so schlimm gar nicht. Ihr Zweck ist es, zu verhindern, dass ein Spieler die ganze Zeit nur vor dem gegnerischen Tor herumlungert. Wenn er dann den Ball bekommt, hätte er nur noch den Torhüter zwischen sich und dem Tor und damit leichtes Spiel. Die Abseitsregel ist eigentlich schon sehr alt, in ihrer jetzigen Form ist sie seit 1990 fester Bestandteil der Fußballregeln.
Wenn der vorderste Stürmer der angreifenden Mannschaft also den Ball zugespielt bekommt, muss sich zwischen ihm und dem Toraus des verteidigenden Teams noch ein Abwehrspieler befinden. Wenn also zwischen dem Stürmer, der den Ball von einem Mitspieler bekommt, und dem Tor nur noch der Torhüter steht, wird abgepfiffen. Ausnahme ist, wenn der angreifende Spieler sich zum Zeitpunkt des Zuspiels hinter dem Ball befindet. Es gibt auch noch das passive Abseits: Wenn der vorderste Spieler der angreifenden Mannschaft zwar im Abseits steht, aber nicht ins Spiel eingreift, also weder zum Ball geht noch einen gegnerischen Spieler behindert, wird nicht abgepfiffen. Er befindet sich zwar im Abseits, bleibt aber passiv und zieht somit keinen Vorteil aus seiner Position.
Auf die Einhaltung der Abseitsregeln zu achten ist die wichtigste Aufgabe der Linienrichter. Von ihrer Position am Spielfeldrand aus können sie solche Situationen am besten beurteilen. Letztlich entscheiden muss aber der Spielleiter.
Videobeweis
Bei der EM 2020 wurde das erste Mal der Videobeweis zur Rate gezogen. Diese Methode hat sich erst in den letzten Jahren im Fußball durchgesetzt, sie wurde aber auch schon während der Weltmeisterschaft 2018 in Russland angewendet. Der Schiedsrichter hat es auf dem Platz oft schwer. Anders als der Zuschauer vor dem Fernseher kann er keine Wiederholungen ansehen, um jede Spielsituationen genau zu analysieren. Der Videobeweis soll diesem Problem Abhilfe schaffen und hilft dem Schiedsrichter, alle Verstöße gegen die Fußballregeln richtig einzuschätzen. Die Methode setzt sich aus 2 Teilen zusammen: Zum einen ergänzt ein Videoassistent das Schiedsrichtergespann, der ständig Wiederholungen sehen kann und dem Schiedsrichter per Funk Ratschläge erteilt. Zum anderen kann der Schiedsrichter selbst das Spiel unterbrechen und sich am Spielfeldrand strittige Momente genau und mehrfach anschauen, um auf diese Art eine fundierte und vor allem faire Entscheidung treffen zu können.
Die Hawk-Eye-Technik gibt es schon etwas länger. Ein Schuss gilt nur dann als Tor, wenn der Ball komplett und mit vollem Umfang die Torlinie überquert hat. Auch das ist für den Schiedsrichter nicht immer einfach zu erkennen, wenn beispielsweise ein Verteidiger gerade noch auf der Linie versucht, den Gegentreffer zu verhindern. Durch die Hawk-Eye-Torlinientechnik weiß der Schiedsrichter immer genau Bescheid, denn immer, wenn der Ball die Torlinie voll überquert, wird ein Signal an seine Armbanduhr gesendet, die daraufhin vibriert.
Besondere Fußballregeln: der Turniermodus
Es lohnt sich auch, sich den Turniermodus etwas genauer anzuschauen.
Alle Teams, die es geschafft haben, sich für die EM zu qualifizieren, werden vor dem Turnier in einen Topf geworfen, um die Gruppen auszulosen. Der erste Teil des Turniers besteht nämlich aus der Gruppenphase. Deutschland spielte in der Gruppe F, gemeinsam mit den Teams aus Portugal, Ungarn und Frankreich.
Die Gruppenphase
Während der Gruppenphase spielen alle Teams einer Gruppe einmal gegeneinander. Der Gewinner einer Partie bekommt 3 Punkte, der Verlierer keine. Bei Unentschieden erhalten beide Teams einen Punkt. Auf diese Weise errechnet sich dann in jeder Gruppe eine kleine Tabelle. Die beiden besten Teams jeder Gruppe dürfen dann in die nächste Phase einziehen. Außerdem kommen aus allen Gruppen die 4 besten Drittplatzierten weiter.
Die K. o.-Phase
Auf diese Weise ziehen insgesamt 16 Teams in die Achtelfinale der K. o.-Phase ein. Nachdem in der Gruppenphase Partien noch unentschieden enden konnten, kommt nun immer nur der Gewinner eines Spiels in die nächste Runde. Ist ein Spiel nach 90 Minuten noch nicht entschieden, kommt es, wie schon beschrieben, zunächst zu einer Verlängerung und dann gegebenenfalls zum Elfmeterschießen. So geht es dann Runde um Runde: Nach dem Achtelfinale folgen die Viertelfinale und dann die Halbfinale. Bei vielen großen Turnieren gibt es zwischen den Verlierern der Halbfinale noch das Spiel um den dritten Platz, jedoch nicht bei der Europameisterschaft. Zuletzt treffen die beiden besten Teams des Turniers im Finale aufeinander.
Wie du siehst, wirkt das ganze erst einmal recht kompliziert, wird dann aber immer einfacher. Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Einmaleins der Fußballregeln einen kleinen Überblick geben, damit auch du bei der nächsten Fußballparty mitreden kannst.
Ein geflügeltes Wort besagt, während großen Turnieren gebe es in Deutschland rund 80 Mio. Fußball-Bundestrainer. Denn jeder gibt seinen Senf zu Taktik und Startaufstellung dazu und jeder weiß es natürlich besser als der tatsächliche Teamchef. Aber du hast jetzt selbst Lust aufs Kicken bekommen und willst nicht nur vom Spielfeldrand aus kommentieren? Das ist natürlich verständlich. Bedenke aber, dass gerade Anfänger einer Sportart nicht vor Unfällen gefeit sind. Mit der ERGO Unfallversicherung kannst du vorbeugen und bist bei einer Verletzung abgesichert.
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