„Viel zu gefährlich.“ „Das ist doch kalt auf so einem Ding.“ „Also wenn überhaupt, fährst du nur in die Schule damit!“ Diese Sätze durfte ich mir vor knapp dreieinhalb Jahren von meinen Eltern anhören, als ich den Wunsch äußerte, meinen Führerschein fürs Zweirad zu machen.
Von dieser Idee waren sie – obwohl mein Vater selbst Motorrad fährt – gar nicht begeistert. So startete ich eine mehrwöchige Diskussion mit dem Ergebnis: kein 125er-Führerschein, aber ein 50er-Führerschein. Ein guter Mittelweg, mit dem sich jeder mehr oder weniger anfreunden konnte. Wie ich es geschafft habe, meine Eltern zu überzeugen, erfährst du hier. Und du bekommst ein paar wertvolle Tipps zum Zweiradfahren.
Wo liegt überhaupt der Unterschied zwischen einem 125er und einem 50er?
Das scheint auf den ersten Blick eindeutig: Beim 125er fährt man mindestens doppelt so schnell wie mit einem 50er. Bei einem 50er liegt die Höchstgeschwindigkeit bei ca. 50 km/h, beim 125er zwischen 110km/h und 120km/h.
Bei der Wahl des Zweirads solltest du bei deiner Entscheidung aber noch weitere Kriterien berücksichtigen:
Wie hoch ist dein Budget? Für den 125er benötigst du einen Führerschein der Klasse A1. Dieser kostet im Schnitt 1.200 bis 1.300 €. Der AM-Führerschein (für den 50er) ist mit seinen durchschnittlich 500 bis 800 € dagegen um einiges günstiger. Dazu kommen noch die Anschaffungskosten (125er Neupreis: ab ca. 2.500 €, 50er Neupreis: ab 1.200 €) und laufende Kosten wie z.B. eine Haftpflichtversicherung. Auch hier ist der 50er im Unterhalt preiswerter.
Welchen Zweck möchtest du erfüllen? Wer einen AM-Führerschein macht, ist hauptsächlich darauf aus, selbstständig von A nach B zu gelangen. Die weiteste Strecke, die ich mit meinem 50er-Roller zurück gelegt habe, war 10 Kilometer lang. Ein 50er ist nicht dazu geeignet, lange Strecken zu fahren. Falls du große Touren fahren und ein Gefühl für hohe Geschwindigkeiten entwickeln möchtest, ist ein 125er die bessere Wahl für dich. Den 50er hingegen wählst du, wenn du hauptsächlich weniger abhängig von deinen volljährigen Verwandten sein willst.
Der große Vorteil des 125er-Führerscheins: Man muss nur einmal die Probezeit durchlaufen. Wenn du zum Beispiel ab deinem 16. Geburtstag die Fahrerlaubnis A1 hast, beginnt die Zwei-Jahres-Frist ab diesem Zeitpunkt zu laufen. Das bedeutet, du hast keine „neue“ Probezeit, wenn du deinen Autoführerschein besitzt.
Ein praktisches Helferlein beim Roller: Ein Roller verfügt generell über ein Helmfach. Das scheint im ersten Moment vielleicht unwichtig, stellt sich aber als echte Hilfe heraus. Erstens kann man seine Schutzkleidung (Helm, Handschuhe, Nierengurt etc.) dort einschließen und muss nicht alles mit sich herumtragen. Zweitens kann man so auch einiges mehr transportieren als auf einem Moped, man muss nicht immer einen Rucksack dabeihaben.
So überzeugst du deine Eltern
Hier findest du einige Vorteile des Zweiradfahrens ab 16. Diese solltest du deinen Eltern unbedingt vor Augen führen.
- Du sammelst bereits mit 16 Jahren Erfahrung im Straßenverkehr und übernimmst große Verantwortung. Somit bist du mit dem Start des Autoführerscheins nicht mehr gänzlich überfordert.
- Durch einen bereits absolvierten Führerschein musst du beim nächsten an weniger Theoriestunden teilnehmen. Bei der ersten Fahrerlaubnis handelt es sich um 14 doppelte Einheiten (12 Mal Grundstoff und 2 Mal klassenspezifischer Zusatzstoff). Bei einem zweiten Führerschein muss man lediglich 6 Mal die Grundstoff-Stunden und natürlich den entsprechenden Zusatzstoff besuchen.
- Der Vorteil schlechthin ist natürlich die Unabhängigkeit von Eltern und Verwandten. Auch für diese bietet der Führerschein ab 16 eine gewisse Entlastung: Sie sparen sich viel Zeitaufwand, wenn die Kinder nicht mehr auf Mamas Taxi angewiesen sind.
Mit diesen Einwänden deiner Eltern musst du rechnen
Mit viel Gegenwind aus elterlicher Richtung musst du auf jeden Fall rechnen. Wichtig ist, dass du einräumst, wie gefährlich Zweirad fahren sein kann – egal ob 50er oder 125er.
- Es gibt eine erhöhte Verletzungsgefahr beim Zweiradfahren. Dagegen kann man sich aber gut mit hochwertiger Schutzkleidung schützen. Zusätzlich kannst du eine Unfallversicherung abschließen. Natürlich kann man nicht alle Unfälle verhindern, aber mit einer gewissen Vorsicht und Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer beugt man gut vor.
- Ein Zweirad ist ein „Schönwetterfahrzeug“. In den Wintermonaten kann man es gar nicht verwenden. Bei starkem Regen und Wind hält sich die Begeisterung über die Vorstellung, bei solchem Wetter auf ein Zweirad zu steigen, auch in Grenzen. Aber auch hier kann man sich mit fester Regenbekleidung schützen.
 Zum Schluss noch ein paar persönliche Tipps:
- Besorge dir auf jeden Fall entsprechende Sicherheitskleidung. Ein Nierengurt und Motorradhandschuhe sollten auch auf gar keinen Fall fehlen.
- Ein wasserfester Rucksack ist sehr empfehlenswert. Die gibt es für Jungs in sportlich und für Mädels auch im Handtaschen-Format.
- Wichtig ist – vor allem mit einem 125er –, sich nicht zu überschätzen. Bei einem Zweirad musst du immer im Hinterkopf behalten, dass die meisten Autofahrer dich leicht übersehen können.
- Noch ein Hinweis für Rollerfahrer: Die Haftpflichtversicherung für deinen Roller variiert zwar von Versicherung zu Versicherung, bleibt jedoch deutlich unter 100 €. Du bezahlst die Versicherung immer von März bis Februar des Folgejahres. Die Farben der Versicherungskennzeichen wechseln jährlich zwischen Schwarz, Blau und Grün.
Nun wünsche ich dir viel Spaß beim Diskutieren und hoffentlich anschließendem Fahren. Viel Erfolg beim Führerschein! Lass mich doch in den Kommentaren wissen, ob alles geklappt hat.
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