Kennst du das auch? Nach den vielen Faschingskrapfen überkommt mich alljährlich das Bedürfnis, meinem Körper etwas Gutes zu tun; ihn zu entlasten und ihm durch eine fett- und zuckerfreie Phase Entgiftung und Erholung zu ermöglichen. Der Aschermittwoch ist religiös bedingt ein beliebter Zeitpunkt, um mit dem Fasten zu starten.
Doch wie gelingt die Vorbereitung? Wie wörtlich ist der Begriff zu nehmen und woher kommt dieser Fasten-Hype eigentlich ursprünglich? Ich mache mich im Internet auf die Suche nach Antworten und Anregungen …
Fasten – ein Ritual in allen Weltreligionen
Viele Menschen aus unserem Kulturkreis beginnen am Aschermittwoch mit einer Zeit des Verzichts. Jedoch ist das Fasten keinesfalls eine „Erfindung“ des Christentums. Alle großen Religionen kennen Zeiten der Entsagung aus den unterschiedlichsten Anlässen und Gründen.
Das Judentum kennt mehrere Fastenanlässe:
In der Tora wird zunächst nur der Versöhnungstag (Jom Kippur) als jüdischer Ruhe- und Fastentag erwähnt. Jedoch werden von orthodoxen Juden weitere Tage, an denen bestimmter geschichtlicher Ereignisse gedacht wird, zum Verzicht genutzt. In der Regel werden 24 oder 25 Stunden lang, von einem Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang des Folgetages weder feste noch flüssige Nahrung aufgenommen.
Christentum:
Die am weitesten verbreitete Fastenzeit im Christentum beginnt am Aschermittwoch und endet vierzig Tage später am Osterfest. Dieser Zeitraum erinnert an die Dauer, die Jesus Christus fastend und betend in der Wüste verbracht hat. Allerdings bedeutet hier Fasten den Verzicht auf Nahrungsmittel tierischen Ursprungs. Auch die Adventszeit ist im strengen Sinne durchs Fasten geprägt. Doch das wird immer weniger praktiziert.
Daneben gibt es weitere Tage und Feste in denen der Kirchenkalender das Fasten vorsieht, allerdings meist auf einen Tag beschränkt. Viele Gläubige integrieren die Gewohnheit, freitags auf den Genuss von Fleisch zu verzichten, in ihren Alltag. Auch die Kantinen in großen Unternehmen bieten freitags fleischlose Alternativen und Fisch.
Hinduismus:
Wann ein Hindu auf bestimmte Nahrungsmittel zeitweise oder völlig verzichtet, hängt vor allem von Familienbräuchen und den Vorgaben ihres Gurus, ihrem spirituellen Lehrer, ab. Auch aus politischen Gründen verzichten fromme Hindus häufig völlig oder zeitweise auf bestimmte Lebensmittel.
Islam:
Der Fastenmonat ist der Ramadan. Im Islam ist das Fasten eine der „fünf Säulen“ der Grundpflichten gläubiger Moslems. Für alle, die in vollem Besitz ihrer Geisteskräfte, volljährig, körperlich dazu imstande und nicht auf Reisen sind, beseht die Pflicht, von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang dem Körper keinerlei Substanzen zuzuführen. Das bedeutet, auf die Aufnahme von Speisen, Getränken und auf das Rauchen zu verzichten.Â
Wohltat für Körper und Seele: die Fastenzeit
Aber Fasten ist natürlich nicht mehr nur auf religiöse Beweggründe beschränkt. Längst haben gerade die Wohlstandsgesellschaften den bewussten Verzicht jedweder Art als körperliche und spirituelle Erfahrung für sich entdeckt.
Wer über einen längeren Zeitraum tatsächlich auf feste Nahrung verzichtet, startet üblicherweise zunächst mit einer Darmentleerung. Zum einen zur Entlastung, zum anderen, um dem anfänglichen Hungergefühl, das auch über einen vollen Darm ausgelöst wird, entgegen zu wirken.
Befürworter sind von der unmittelbaren körperlichen Reinigung überzeugt: Ablagerungen, Giftstoffe und Fette sollen abgebaut und ausgeschieden werden. Verdauungsorgane, Atem und Haut spielen dabei eine wesentliche Rolle. Die Ausscheidung kann mit vielfältigen Anwendungen, zum Beispiel Leberwickel, unterstützt werden. Den größten Teil der Stoffwechselendprodukte scheidet der Körper täglich über Darm, Nieren, Lungen und die Haut aus. Jedoch können übermäßiger Alkohol- und Tabakkonsum, Stress und einseitige Ernährung diesen Prozess behindern. Der Körper speichert dann überflüssige und giftige Stoffe in Bindegewebe, Blutbahnen, Gelenken und Organen. Ganz wichtig ist der Aspekt der ausreichenden Flüssigkeitsaufnahme. Nur wer genügend trinkt, schwemmt die Schlacken aus dem Körper heraus. Zudem unterstützen drei bis fünf Liter Wasser, stark verdünnte Saftschorle oder Kräutertee pro Tag den Kreislauf.
Neben körperlichen Effekten hat Fasten, auch immer eine psychische Komponente. Fastende fühlen sich nach der kurzen Ãœberwindungsphase frisch und entspannt, das allgemeine Wohlbefinden wird durch Gewichtsverlust und bessere Durchblutung gestärkt, das Glückshormon Serotonin wird vermehrt ausgeschüttet und es kommt zum sogenannten Fastenhoch.Â
Die Experten sind sich einig: Wer wirklich für einen längeren Zeitpunkt völlig auf feste Nahrung verzichtet, sollte unbedingt körperlich fit sein. Denn diese Umstellung ist zunächst ein Kraftakt für körperliche Reserven und Kreislauf. Wer zum Beispiel unter Diabetes, Hepatitis oder Depressionen leidet, sollte nicht fasten. Aber auch bei anderen Vorerkrankungen und Lebensumständen, sollte der Gesundheit zuliebe auf eine Fastenkur im strengeren Wortsinn verzichtet werden. Ein vorheriger Gesundheitscheck beim Arzt bringt im Zweifelsfall Klarheit.
Fasten nach eigenen Regeln: Alles kann, nichts muss
Ob und wie man fastet, muss jeder selbst für sich entscheiden und herausfinden. Der eine übt sich tatsächlich in Askese. Für manch anderen ist der Verzicht auf die Schokolade am Nachmittag, das Feierabend-Bier oder den Griff in die Chipstüte Entsagung genug.
Jeder, der auf die ein oder andere Art schon einmal gefastet hat, weiß aber am Ende dieser Zeit mehr zu schätzen, was er nun wieder genießen darf. Das ist der große Gewinn dabei. Denn nur wer den Verzicht kennt, nimmt auch den Wert dessen wahr, was er im Alltag so oft als völlig selbstverständlich zu sich nimmt.
Hast du schon mal gefastet, liebe Leserin, lieber Leser? Dann freue ich mich, wenn du deine Erfahrungen in einem Kommentar mit uns teilst.
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