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So findest du den richtigen Kindersitz – meine Erfahrungen und Tipps

Roland Farnbacher Roland Farnbacher

Der ADAC, die Stiftung Warentest und jetzt auch ich: Alle sind auf der Suche nach dem richtigen und sichersten Kindersitz. Ich teile gerne meine Erfahrungen mit dir und habe die wichtigsten Infos rund um das Thema Kindersitz für dich zusammen getragen.

Bei einem Unfall mit 50 Kilometern pro Stunde ohne Gurt prallt man etwa so auf, wie bei einem Sturz aus dem vierten Stockwerk. Die erreichten Kräfte betragen dabei etwa das dreißigfache des eigenen Körpergewichts. Für mich ist das Grund genug, unser Kind mit einem geeigneten Kindersitz bestmöglich vor den Folgen eines Autounfalls zu schützen.

Unser erster Kindersitz war eine Babyschale der Normgruppe 0+. Solche Sitze können ab der Geburt bis maximal 13 Kilo Gewicht oder einem Alter von 18 Monaten genutzt werden. Auf einen größeren Kindersitz sollte gewechselt werden, sobald der Kopf des Kindes über den oberen Rand der Babyschale hinausragt. Weniger tragisch ist, wenn die Beine des Kindes überstehen und die Sitzlehne berühren.

Inzwischen ist unser Erik knapp zehn Monate alt und sein Kopf schließt fast bündig mit dem Rand der Babyschale ab. Höchste Zeit also, mich mit dem Kauf eines neuen Kindersitzes zu beschäftigen.

Normen gibt es auch für Kindersitze

Schon seit 2008 sind EU-weit nur noch Rückhaltesysteme amtlich genehmigt, die mindestens der Prüfnorm ECE R 44/03 oder ECE R 44/04 entsprechen. Andere Sitze dürfen in Kraftfahrzeugen nicht mehr genutzt werden. Das entsprechende ECE-Prüfsiegel klebt meist auf der Rück- oder Unterseite des Sitzes. Die orange Plakette gibt unter anderem Auskunft über die Kategorie und die Gewichtsklasse des Sitzes, die Prüfnorm, das Genehmigungszeichen sowie den Hersteller. Die ersten beiden Ziffern der zudem abgebildeten Genehmigungsnummer benennen den Änderungsstand, der mindestens 03 oder besser 04 sein muss.

Seit 2013 gibt es zudem die Norm ECE R 129, mit der sogenannte I.Size-Kindersitze, also Kinderrückhaltesystem mit integriertem universellem ISOFIX, geregelt sind. Um die Kompatibilität zwischen Pkw und Kinderrückhaltesystem zu gewährleisten, müssen die Sitzplätze des Kraftfahrzeugs dabei als „I-size ready“ ausgewiesen sein. Die Norm ECE R 129 gilt parallel zur bisherigen ECE R 44 und ersetzt diese nicht. Kindersitze nach älterem Standard dürfen also weiterhin genutzt werden.

Checkliste zur Auswahl eines Kindersitzes

Abgesehen davon, dass der Sitz einer gültigen Norm entsprechen muss, gilt als Faustformel, dass das Kind, der Sitz und das Auto zusammenpassen müssen. Eine Rückhalteeinrichtung muss für das entsprechende Kfz zugelassen sein und vor allem hinsichtlich Autositz, Kopfstütze und Gurt passen. Zudem kommt es stark auf das Gewicht des Kindes an. Die Altersangabe dient dagegen nur zur Orientierung.

In ECE R 44 werden Rückhaltesysteme nach dem Körpergewicht der Kinder in fünf Klassen eingeteilt:

Klassifizierung Gewicht Alter
Klasse 0 unter 10 kg bis circa 9 Monate
Klasse 0+ unter 13 kg bis circa 2 Jahre
Klasse I 9-18 kg circa 8 Monate bis 4 Jahre
Klasse II 15-25 kg circa 3,5 bis 7 Jahre
Klasse III 22-36 kg circa 6 bis 12 Jahre

Viele Sitze verfügen auch über eine sogenannte ISOFIX-Halterung. Bei diesem Haltesystem werden zur Befestigung zwei standardisierte Bügel im Kfz und passende „Greifarme“ am Sitz genutzt. Die Befestigung erfolgt also ohne Sicherheitsgurt. Dies vereinfacht die Montage des Kindersitzes stark und Einbaufehler werden minimiert. Wird ein Sitz mit ISOFIX gewählt, muss darauf geachtet werden, dass alle Fahrzeuge, in denen der Sitz genutzt werden soll in der Fahrzeugtypenliste stehen. Anderenfalls sollte darauf geachtet werden, dass der Sitz bei Bedarf alternativ mit dem Gurt befestigt werden kann.

Der Kindersitz muss…

  • einer gültigen Norm entsprechen.
  • für das entsprechende Kfz zugelassen sein.
  • hinsichtlich Sitz, Kopfstütze und Gurtführung/-länge ins Auto passen.
  • für das Gewicht des Kindes geeignet sein.
  • so beschaffen sein, dass der Gurt auch bei einer Bewegung des Kindes eng am Körper anliegt (max. eine Handbreite Luft).
  • es dem Kind trotzdem ermöglichen, relativ bequem zu sitzen.
  • frei von Schadstoffen sein.
  • möglichst einen waschbaren Bezug haben.
  • dem Kind ggf. auch vom Design gefallen.

Es ist unbedingt zu empfehlen, den Sitz vor dem Kauf in allen Fahrzeugen zu testen, in denen er zum Einsatz kommen soll. So findet man schnell heraus, ob er fest sitzt und sich leicht genug einbauen lässt. Außerdem zeigt sich so schnell, ob nach dem Einbau noch ausreichend Platz für andere Mitfahrer oder Kinder vorhanden ist.

Kindersitze im Test

Teuer ist nicht immer gut. So wurden bei Tests auch schon Sitze renommierter Marken mit „mangelhaft“ bewertet. Es ist daher ratsam, sich vor dem Kauf mit Hilfe aktueller Testurteile einen Überblick zu verschaffen: Die bekanntesten Tests haben ADAC und Stiftung Warentest veröffentlicht.

Die Experten der Stiftung Warentest empfehlen übrigens „drei Sitze für ein Kinderleben“:

  • eine Babyschale für die ersten 10 bis 15 Monate,
  • dann einen Sitz der Gruppe I bis zum Alter von vier Jahren
  • und von 4-12 Jahren einen Sitz der Gruppe II/III, der mitwächst.

Wer nur zwei Sitze kaufen möchte, der kann alternativ einen mitwachsenden Sitz der Gruppe 0+/I (eine kombinierte Babyschale mit Kindersitz) und danach einen Sitz der Gruppe I/II/III wählen.

Warnzeichen und Tipp, wie man den Kindersitz nicht im Auto montieren sollte

Häufige Fehler bei der Verwendung eines Kindersitzes

Auch mit geeignetem Kindersitz ist das Kind nur dann optimal geschützt, wenn das Rückhaltesystem korrekt genutzt wird.

Besonders diese Fehler bei der Bedienung und Montage kommen häufig vor:

  • Der Gurt verläuft falsch und der Sitz kippt bei einem Unfall daher aus der Verankerung. Achtung: Auch dicke Kleidung beeinflusst den richtigen Verlauf des Gurtes.
  • Aus Sorge um das Wohlbefinden des Kindes wird der Gurt nicht stramm genug angezogen.
  • Der Sitz wird in falscher Richtung befestigt. Babyschalen dürfen wegen des empfindlichen Nackens der Kleinen z.B. nie in Fahrtrichtung oder nur per Beckengurt montiert werden.

Gefahren bei Nutzung eines nicht optimalen Kindersitzes 

Abgesehen von rechtlichen Folgen ist das Risiko deutlich größer, dass sich der Nachwuchs bei einem Unfall ernsthaft verletzt, wenn er nicht ordnungsgemäß gesichert ist.

Laut Gesetz darf auf einen Kindersitz erst verzichtet werden, wenn ein Kind zwölf Jahre alt oder mindestens 150 cm groß ist. Auch wenn nur gelegentlich Kinder befördert werden, z.B. durch Großeltern, muss immer ein passender Kindersitz verwendet werden. In der StVZO §35a ist das Thema „Sitze, Sicherheitsgurte, Rückhaltesysteme, Rückhalteeinrichtungen für Kinder“ geregelt. Die Verantwortung hierfür liegt immer beim Fahrer des Kfz.

Wird gegen diese Regelungen verstoßen, so drohen laut Bußgeldkatalog (Nummern 98, 99 & 203) Bußgelder oder sogar Punkte in Flensburg:

  • Ist ein Kind nicht vorschriftsmäßig angeschnallt, so kostet dies 30 Euro (bei mehreren Kinder 35 Euro).
  • Wird ein Kind ohne jede Sicherung mitgenommen, so kostet dies 60 Euro (bei mehreren Kindern: 70 Euro) und einen Punkt im Verkehrszentralregister.
  • Wird ein Kindersitz gegen die Fahrtrichtung auf einem Beifahrersitz montiert, der durch einen Airbag geschützt ist, so kostet dies 25 Euro.
  • Ist kein gut sichtbarer Warnhinweis zur Verwendung von Kindersitzen angebracht, obwohl der Beifahrersitz mit einem Airbag ausgestattet ist, so drohen 5 Euro Bußgeld.
  • Verletzt sich ein Kind, das nicht vorschriftsmäßig gesichert war oder stirbt es sogar, haftet der Fahrer darüber hinaus dafür.

Mein Fazit zur Kindersitzwahl

Ich werde mich als nächstes für einen Kindersitz der Gruppe I mit ISOFIX entscheiden. Dabei tendiere ich momentan zu einem Cybex Juno 2-Fix oder Kiddy Phoenixfix Pro 2. Überschreitet unser Erik irgendwann die entsprechende Gewichtsgrenze oder liegt die Höhe seiner Augen über dem oberen Schalenrand, folgt danach ein Kindersitz der Gruppe II/III.

Wichtig ist, dass auch die Eltern immer mit gutem Beispiel vorangehen und selbst bei kurzen Fahrten immer den Gurt anlegen. Zudem würde ich nie einen gebrauchten Kindersitz kaufen. Nur bei neuen Sitzen ist sicher, dass damit weder bereits ein Unfall überstanden wurde, noch unsichtbare Defekte vorhanden sind.

Übrigens: Passiert trotz optimaler Sicherung des Kindersitzes ein Unfall, dann helfen eine gute KFZ-Versicherung und eine Unfallversicherung, um zumindest den finanziellen Schaden in Grenzen zu halten.

Wie sieht es bei dir aus? Kannst du einen perfekten Kindersitz empfehlen oder bist du noch auf der Suche? Erzähle es mir gerne in den Kommentaren!

 


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