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Lieber später als nie! Meine Zeit als Granny Au-pair in Tasmanien

Regina Urich Regina Urich

Granny Au-pair mit 60 statt Au-pair in jungen Jahren? Im Interview mit Granny Au-pair Inge Schneider, die in Tasmanien gelebt hat, ziehe ich den Vergleich.

Die Agentur „Granny Aupair“ in Hamburg, gegründet 2010 von Michaela Hansen, vermittelt Frauen ab 50 ins Ausland zu Gastfamilien. Inge Schneider hat sich mit 69 Jahren mit Hilfe der Agentur für fünfeinhalb Monate nach Tasmanien getraut, eine Insel südlich von Australien am östlichen Rand des Indischen Ozeans. Dort lebte sie in einer Familie in der Stadt Launceston mit rund 70.000 Einwohnern im Nordosten von Tasmanien.

Vor dem Interview mit Inge Schneider denke ich an meine eigene Zeit als Au-pair in Frankreich zurück. Ich verbrachte ein Frühjahr und einen heißen Sommer in der Region Burgund im Zentrum Frankreichs, unweit von Cluny in einem kleinen Dorf. Das Haus „meiner“ Familie war ihr ehemaliges Feriendomizil und lag einsam an einer kurvigen Bergstraße, die in einen Wald mündete. Ich kümmerte mich hauptsächlich um die drei Kinder: Iris (3), Fleur (5) und Gregoire (13) – eine geballte Mischung französischer Lebenslust und Unbekümmertheit.

Natürlich war die Verständigung untereinander am Anfang schwer: Ich hatte zwar Französisch in der Schule, beherrschte aber nicht die Raffinessen der Kindersprache und mit der Aussprache haperte es ebenfalls. Aber wir gewöhnten uns schnell aneinander und hatten viel Spaß miteinander. Ich bin heute noch in Kontakt mit der jüngsten Tochter der Familie – Facebook sei Dank.

Mich hat die Zeit in Frankreich offener für fremde Kulturen und Menschen gemacht, meine Anpassungsfähigkeit und Flexibilität wurde an den neuen – mir gänzlich unbekannten – Situationen geschult und meine Sprachkenntnisse enorm verbessert. Außerdem hat der Aufenthalt zu meiner Selbstsicherheit und einem erhöhten Verantwortungsbewusstsein beigetragen.

Die Förderung der Sprachkompetenz ist ein großer Vorteil

Während ich in meinem Au-pair Jahr mein Französisch verbesserte, konnte Inge Schneider ihrer Familie Deutsch beibringen. Im Ausland gibt es häufig Mischehen, bei denen ein Partner Deutsche/r ist. Aus diesem Grund möchten diese Familien auch häufig, dass ihr Kind von einer deutschen Granny umsorgt wird. So wird die deutsche Sprache aktiv gesprochen und gefördert. Außerdem ist die „echte“ deutsche Oma in den meisten Fällen ohnehin nicht vor Ort. Inge Schneider erzählt mir, dass „der zweijährige Junge aus der Familie deshalb sehr wissbegierig war und wir sprachen überwiegend deutsch“.

Backen, spielen und schöne Ausflüge unternehmen

Drei Tage in der Woche betreute Inge Schneider einen kleinen Jungen. Dazu gehörte backen und die Verrichtung von Gartenarbeit. Die restliche Zeit hatte sie zur freien Verfügung. Deshalb konnte sie viele Ausflüge mit dem Bus unternehmen, um die kleinen und großen Sehenswürdigkeiten der Insel zu erkunden. Dafür erhielt sie sogar ein kleines Taschengeld.

Bewerbung als Granny-Au-pair

Vor dem Auslandsaufenthalt als Granny Au-pair durchlief die Seniorin zunächst das Bewerbungsverfahren der Plattform: Sie füllte online den Fragebogen aus und erstellte ihr Profil. Danach trudelten die ersten Angebote von unterschiedlichen Familien ein und Inge Schneider nahm auch Kontakt mit einigen für sie interessanten Familien auf. „Durch dieses einfache Vorab-Kennenlernen online versuchte ich mir ein Bild von den Menschen zu machen“, so die Seniorin.

Wer Au-pair werden möchte, sollte sich auf jeden Fall vorab ein paar Fragen stellen. Das ist meine persönliche Checkliste:

  • Bin ich tolerant und offen im Umgang mit fremden Menschen?
  • Bin ich neugierig genug für ein Leben in einer fremden Kultur?
  • Spreche ich die fremde Sprache?
  • Wie groß ist mein Wille durchzuhalten, um auch schwierige Situationen zu meistern?
  • Komme ich ohne meine Familie und Freunde klar?

In Tasmanien zu leben und zu arbeiten hat die Seniorin offener und auch selbstbewusster gemacht. Zudem hat sie gelernt, Missverständnisse in ihrer Gastfamilie sofort anzusprechen und zu klären. Generell findet sie, dass die Menschen im Ausland lockerer und auch freundlicher sind als in Deutschland.

Als Granny Au-pair in Tasmanien, dem Land der Sehnsucht

Tasmanien, der südliche Inselstaat von Australien, übte schon immer eine große Anziehungskraft auf Inge Schneider aus: „Die Insel ist dünn besiedelt und es gibt sogar Nationalparks, die noch gar nicht erschlossen sind. Die wunderbaren Sandstrände sind menschenleer. Die multikulturelle Gesellschaft rundet das Bild von Tasmanien positiv ab“, schwärmt die Seniorin.

Wann ist die beste Zeit für ein Jahr als Au-pair?

Leider hatte die Seniorin in jungen Jahren nicht die Möglichkeit ins Ausland zu gehen, sie konnte nicht von zu Hause weg, weil sie sich um ihre Mutter kümmerte und somit blieb ihr Traum vom Ausland vorerst auf der Strecke. Aber nur so lange bis sie von „Granny Au-pair“ hörte und die wunderbare Gelegenheit, als Au-pair ins Ausland zu gehen, am Schopf packte!

Nach meinem Gespräch mit Inge Schneider kann ich meine anfangs gestellte Frage: „Au-pair in jungen oder in reiferen Jahren?“, nicht abschließend beantworten. Ich denke, die Frage ist eine sehr persönliche und jeder muss sie für sich selbst beantworten. Wichtig ist, dass der Auslandsaufenthalt in die Lebenssituation des Einzelnen passt und dass der Zeitpunkt richtig ist. Wenn man den Traum hat als Au-pair zu arbeiten, sollte man ihn unbedingt umsetzen. Es kann nämlich sehr bereichernd sein, im Ausland zu leben und viel Spaß machen.

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Warst du auch als Au-pair im Ausland? Erzähl uns von deinen Erfahrungen in den Kommentaren.


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Regina Urich

Regina Urich

ehemals Unternehmenskommunikation

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