Als Hobbygärtner stößt man immer wieder auf neue Herausforderungen und lernt, dass sich die Natur meistens nicht an die Vorgaben von verschiedenen Tutorials hält. Wer bei der Gartengestaltung auch darauf achten möchte, dass sich Bienen und andere Nützlinge wohlfühlen, sollte eher auf sein Bauchgefühl hören. Was daraus bei mir wurde, erfährst du hier.
Ist der Garten mal angelegt und grob gestaltet, gehts um die Wahl der Pflanzen. Schön sollen sie sein – und bienenfreundlich. Denn natürlich liest man immer wieder vom Bienensterben wegen unterschiedlicher Faktoren. Spätestens das Volksbegehren zur Rettung der Bienen in Bayern hat zum Nachdenken angeregt. Wir haben uns dann auch Gedanken gemacht, wie wir die kleinen Nutztierchen bestmöglich unterstützen können.
Insektenhotel: Fertig zum EincheckenÂ
Im Frühjahr werden überall Insektenhotels angeboten. Die Häuschen gibt es in vielen Ausführungen und Preisklassen. Viele dieser Holzhäuschen haben Etagen, die mit den unterschiedlichsten Materialien bestückt sind. Tannenzapfen, Sägespäne und Co. versprechen Unterschlupfmöglichkeiten für die verschiedenen Insekten. Da wir keine Ahnung hatten, setzten wir auf Abwechslung mit unterschiedlichen Materialien.
Unmittelbar nach dem Kauf haben wir unser Insekten-Bed-and-Breakfast am Gartenhäuschen installiert. Nachdem die erste Zeit niemand eingezogen ist, waren wir ein wenig enttäuscht. Kurze Zeit später habe ich den Grund erfahren, warum niemand einchecken mochte: Das Insektenhotel ist wohl einfach unbrauchbar. Beispielsweise gibt es einen Hohlraum, vor dem eine Holzplatte mit einem langen, senkrechten Schlitz ist. Vorgesehen ist er wohl für Schmetterlinge zum Überwintern. Allerdings gibt es nach meinen Recherchen lediglich zwei Schmetterlingsarten, die das benötigen könnten, und diese sind auch noch ziemlich selten. Auch die Tannenzapfen und Holzspäne für Käferarten erfüllen wohl keinerlei Zweck.
Das einzig sinnvolle Material sind kleine Bambusröhrchen, in die Wildbienen einziehen können. Manche Angebote haben auch ein Stück Holz mit Bohrungen dabei. Grundsätzlich wäre das auch gut für die Wildbienen. Doch werden sie dort nicht reingehen, denn an den ausgefransten Löchern würden sie sich ihre Flügel verletzen. In unserem Insekten-B&B für Schmetterlinge haben nun zumindest Wespen ihr Zuhause gefunden.
Kauft oder baut eure Insektenhotels rein aus Bambusröhrchen und ihr habt alles abgedeckt.
Nistkasten für VögelÂ
Die zweite Anschaffung war ein Nistkasten für Vögel. Wir fanden die Form eines Wohnwagens stylisch. Hier gab es immer mal Wohn-Interessenten, aber so toll, dass auch ein Nest reingebaut wurde, fand es bislang noch kein Vogel. Vermutlich liegt es daran, dass wir im Grünen wohnen und es genügend natürliche Nistmöglichkeiten in Hecken, Sträuchern und Co. gibt.
Auch hier sind übrigens Hausbesetzer eingezogen: Hornissen haben daran Gefallen gefunden und sich ein Nest angelegt.
Vogeltränke
Diese Anschaffung lohnt sich definitiv. Die Vogeltränke macht nicht nur dekorativ was her, sie wird auch richtig genutzt. Vögel unterschiedlichster Art kommen zum Trinken oder nehmen auch gern ein Vollbad.
Da wir eine Tränke mit flachem Rand gewählt haben, kommt sie auch bei Wespen, Bienen und Hummeln gut an. Auch Schmetterlinge landen ab und an, allerdings bin ich mir unsicher, ob das nicht Zufall ist.
Denk dran, die Tränke regelmäßig zu reinigen und aufzufüllen. Gerade im Sommer sollte sie nie leer sein.
Bunter Pflanzen-Dschungel
Nicht nur Insekten freuen sich über bunte Blüten, auch Garten- und Balkonbesitzer. Baumärkte und Gärtnereien haben sich schon auf die steigende Nachfrage nach bienenfreundlichen Pflanzen eingestellt. Nahezu bei allen Jungpflanzen steht irgendein Hinweis, dass Blüten spitze für Bienen seien. Ehrlich gesagt: Wir denken, dass alles, was irgendwie blüht, Bienen, Hummeln und Schmetterlinge anzieht. Wer sich nicht einfach nur mit reinen Grünpflanzen eindeckt, sondern das gesamte Gartenjahr für ausreichend Blüten sorgt, braucht sich um den Besuch der kleinen Nützlinge nicht sorgen.
Ein bunter Garten ist das A und O, um auch viel Freude an Bienen und Co. zu haben. Wer auch noch ein wenig Gemüse ernten möchte, ist sogar auf den Besuch der fleißigen Arbeiter angewiesen.
Futterbox für Eichhörnchen
Futter finden Eichhörnchen meist selbst genug. Doch in trockenen Jahren fällt das Nahrungsangebot magerer aus. Außerdem macht es einfach unheimlich Spaß, die niedlichen Nager zu beobachten. Deshalb haben wir an einem Pfosten in etwa zwei Metern Höhe eine Eichhörnchen-Futterbox angebracht, die wir regelmäßig mit trockenen Leckereien befüllen.
Geeignetes Futter für Eichhörnchen (am besten bio):
- Haselnüsse
- Walnüsse
- Sonnenblumenkerne
- Maiskörner
- Getreide
- Karotten
- Äpfel
Zugegeben: Es hat ein Weilchen gedauert, bis die Eichhörnchen aus der Nachbarschaft unsere Box angenommen haben. Doch schließlich hat ihre Neugier gesiegt. Jetzt freuen wir uns über regelmäßigen Besuch.
Übrigens sind auch Eichhörnchen dankbar für frisches Wasser aus einer flachen Tränke. Denn vor allem in Städten haben sie wenig Möglichkeiten, ihren Durst zu stillen.
Vorsicht bei Wasser: Regentonnen sind eine tödliche Gefahr für Eichhörnchen, besonders für Jungtiere. Einmal reingefallen, kommen sie nicht mehr raus und ertrinken jämmerlich. Deshalb ein Tipp:
Stecke einen langen Ast in deine Regentonne, der über den Rand hinausragt – oder einen Besenstiel. Er dient als Kletterhilfe und damit als Lebensretter für verunglückte Eichhörnchenbabys.
Unberührte Igelecke
Irgendwann fiel mir auf, dass unser Gemüsebeet von immer weniger Schnecken heimgesucht wurde. Ein Wunder? Nein, ein Igel! Eines Abends habe ich ihn endlich zu Gesicht bekommen. Und beschlossen, es ihm möglichst bequem zu machen, damit er bei uns bleibt und uns die Schnecken und Insekten weiterhin vom Leib hält.
Dazu habe ich eine Igelecke angelegt, die ich sich selbst überlasse. Denn der Igel mag es, wenn es unordentlich ist und er im Laub und Reisig ungestört nach Nahrung stöbern kann. Ist der Laubhaufen groß genug, nutzt er ihn inzwischen auch gern als Winterquartier.
Alternativ kannst du ein Igelhaus aufstellen, in dem das Stacheltier ungestört seinen Winterschlaf verbringen kann.
Achtung: Der große Feind des Igels heißt Mähroboter. Weil Igel sich bei Gefahr zusammenrollen, statt Reißaus zu nehmen, kommt es oft zu schlimmen Verstümmelungen und tödlichen Verletzungen.
Auf kurz getrimmten Rasen solltest du in einem naturnahen Garten aber ohnehin verzichten.
Vielleicht sollte ich zukünftig weg vom Kauf der Nist- und Bruthilfen hin zum Selberbauen. Die Resonanz der Tierchen könnte dann besser sein. Bevor ich aber anfange zu sägen, zu schrauben und die Kästen weit oben aufzuhängen, überprüfe ich lieber nochmal meine Unfallversicherung. Denn wenn ich gerade auf einer Leiter rumhantiere, freue ich mich weniger, wenn mich eine Wespe besucht.
Falls du weißt, wie es zu dem mangelnden Nist-Interesse in unserem Vogelkasten kommt: Wir freuen uns über Tipps in den Kommentaren. Auch eure Erfahrungen, wie ein Garten zum Paradies für Tiere werden kann, interessieren uns sehr.Â
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